Juli 2009

090705

ENERGIE-CHRONIK


EnBW ist jetzt Großaktionär bei EWE und wird wohl auf die Geso verzichten müssen

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) und die norddeutsche EWE haben ihre strategische Partnerschaft, die sie vor einem Jahr vereinbarten (080701), in die Tat umgesetzt. Am 21. Juli wurden 26 Prozent der EWE-Aktien von der EnBW übernommen. In einer Pressemitteilung bezifferten die beiden Unternehmen das Gesamtvolumen der Transaktion mit rund zwei Milliarden Euro und kündigten an, umgehend Gespräche über konkrete gemeinsame Projekte aufzunehmen.

Zuvor hatte das Bundeskartellamt am 6. Juli den beantragten Zusammenschluß unter Auflagen genehmigt. Im Strombereich hatte die Behörde keine wesentlichen Bedenken, da die EnBW noch nicht eine solche marktbeherrschende Stellung erreicht habe wie der E.ON-Konzern, dem deshalb vom Bundesgerichtshof die geplante 30-prozentige Beteiligung an den Stadtwerken Eschwege verweigert worden war (081106). Im Gasbereich sah sie sie aber sehr wohl die Gefahr einer Verstärkung marktbeherrschender Stellungen, da beide Unternehmen über wesentliche Beteiligungen an der ostdeutschen Gaswirtschaft verfügen. Die EWE ist dort mit 47,9 Prozent an der Verbundnetz Gas (VNG) beteiligt. Die EnBW hält über ihre Tochter Geso unter anderem Beteiligungen an der Enso Energie Sachsen Ost AG (070115) und 35 Prozent an den Stadtwerken Dresden (Drewag). Enso und Drewag werden bislang ganz überwiegend von VNG mit Gas beliefert. Das Kartellamt machte die Genehmigung des Zusammenschlusses deshalb davon abhängig, daß entweder die EWE ihre Beteiligung an VNG oder die EnBW ihre Geso-Beteiligungen abgibt. Für welche der beiden Möglichkeiten sie sich entscheiden, müssen die beiden Unternehmen "bis zu einem festgelegten Zeitpunkt" mitteilen.

Offenbar liegt dieser Zeitpunkt, den das Bundeskartellamt in seiner Mitteilung nicht präzisierte, nach dem 15. September. Bis dahin will die Behörde nämlich über einen weiteren Antrag der beiden Unternehmen entscheiden, der vorsieht, daß die EWE ihre gesamten VNG-Aktien der EnBW überläßt (090504). Mit der Billigung dieses Vorhabens ist nach Sachlage nicht sicher zu rechnen. Es ist auch kaum anzunehmen, daß die EWE einen anderen Käufer suchen wird, da die EnBW gerade mit Blick auf die VNG bei EWE eingestiegen ist. Die dadurch erlangte indirekte Beteiligung an dem marktbeherrschenden ostdeutschen Ferngasunternehmen dürfte für sie strategisch wichtiger sein als die Beteiligungen an den nachgeordneten Verteilern. Es wird ihr unter diesen Umständen nichts anderes übrig bleiben, als sich von der Geso zu trennen.

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