März 2010

100307

ENERGIE-CHRONIK


Vattenfall bekommt jetzt 810 Millionen für sein Transportnetz

Der Vattenfall-Konzern wird sein deutsches Stromtransportnetz für 810 Millionen Euro an den belgischen Netzbetreiber Elia und einen Finanzinvestor verkaufen. Das sind 310 Millionen mehr, als der Vertrag mit Deutscher Bank, Allianz und Goldman Sachs vorsah, zu dessen Unterzeichnung es Ende 2009 fast gekommen wäre. Vattenfall war von dem Verkauf zurückgetreten, nachdem bekannt wurde, daß E.ON für sein nicht viel größeres Transportnetz rund eine Milliarde Euro erzielte (091101). Einen Verkauf unter Wert wollte sich der bereits angeschlagene schwedische Konzernchef Lars Josefsson kurz vor seinem Abtritt nicht auch noch vorwerfen lassen (091113).

Wie die Beteiligten am 12. März mitteilten, soll die Transaktion im zweiten Quartal 2010 abgeschlossen werden. Der belgische Übertragungsnetzbetreiber Elia System Operator (Elia) übernimmt 60 Prozent und die operative Kontrolle der der ehemaligen Vattenfall Europe Transmission GmbH, die vor kurzem in "50Hertz Transmission" umbenannt wurde (100116). Die restlichen 40 Prozent erwirbt der Infrastrukturfonds Industry Funds Management (IFM).

Der ostdeutsche Stromtransporteur wird von einem relativ kleinen Netzbetreiber übernommen

Der belgische Netzbetreiber Elia ist deutlich kleiner als der deutsche Stromtransporteur, den er nun mit Hilfe des Finanzinvestors IFM übernimmt. Zum Beispiel hat sein Hoch- und Höchstspannungsnetz (110 bis 380 kV) bisher nur eine Länge von 3680 Kilometer, während "50Hertz Transmission" über insgesamt 9740 Kilometer Höchstspannungsleitungen (240/380 kV) verfügt. Das Netzgebiet von Elia vergrößert sich durch die Übernahme von 34.000 auf 143.000 Quadratkilometer. Die Zahl der Beschäftigten erhöht sich dagegen nur relativ gering von bisher 1280 auf 1800. Historisch gesehen übernimmt der belgische Netzbetreiber das ganze Stromtransportnetz der ehemaligen DDR sowie die Höchstspannungsleitungen der ehemaligen Verbundunternehmen HEW und Bewag (siehe Karte).

Den eigenen Kostenanteil für den Erwerb des Vattenfall-Netzes will Elia über eine Kapitalerhöhung finanzieren, die für das zweite Quartal 2010 geplant ist. Das belgische Unternehmen entstand 2001 aus der Zusammenlegung der Transport- und Verteilnetze, die bis dahin von den beiden Stromversorgern Electrabel und SPE betrieben wurden. Das Kapital des Unternehmens gehörte zunächst zu 70 Prozent den früheren Netzbetreibern und zu 30 Prozent der kommunalen Vereinigung Publi-T. Mittlerweile ist Publi-T mit 33 Prozent der größte Eigentümer. Ein weiteres Aktienpaket von 24,35 Prozent wird von Electrabel gehalten. Der Rest sind kleinere Aktionäre. Elia betreibt das gesamte Hoch- und Höchstspannungsnetz in Belgien sowie fast alle Leitungen von 30 bis 70 kV. Dem Netzbetreiber gehören außerdem 70 Prozent der belgischen Strombörse Belpex, die Ende 2006 unter Beteiligung der niederländischen Strombörse APX, der französischen Strombörse Powernext und des niederländischen Netzbetreibers Tennet gegründet wurde (070604).

Der andere Erwerber Industry Funds Management Pty Ltd (IFM) verfolgt lediglich Renditeinteressen. Mit Hauptsitz in Melbourne (Australien) und Niederlassungen in London und New York ist er auf die Verwaltung privaten Beteiligungskapitals spezialisiert. IFM gehört zum Konzern Members Equity, dessen Anteile wiederum von 36 australischen Pensionsfonds gehalten werden.

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