März 2010

100310

ENERGIE-CHRONIK


Dresden übernimmt die Geso und erlangt wieder die Mehrheit an seinen Stadtwerken

Der Dresdener Stadtrat billigte am 18. März mit 62 Stimmen bei neun Enthaltungen den Kauf der bisherigen EnBW-Tochter Geso, die unter anderem 35 Prozent an den Stadtwerken Dresden (Drewag) besitzt. Die Stadt erlangt damit wieder die Mehrheit an ihrem kommunalen Versorger, den sie 1997 teilprivatisiert hatte. Für umgerechnet 82 Millionen Euro verkaufte sie damals insgesamt 45 Prozent an EnBW und E.ON. In den zwölf Jahren gingen ihr allerdings zugleich 203 Millionen Euro an Gewinnen verloren, die von der Drewag an die privaten Minderheitsgesellschafter ausgezahlt wurden. Die 836 Millionen Euro, die Dresden jetzt für den Kauf der gesamten Geso ausgibt, versprechen deshalb ein rentables Geschäft zu werden. Allerdings muß aus den Erlösen auch der Kaufpreis finanziert werden. Da die Stadt keine Neuverschuldung eingehen will, erfolgt die Finanzierung hauptsächlich über einen 500-Millionen-Kredit der Sparkasse, für den die Stadt die Bürgschaft übernimmt. Als Käufer tritt die städtische Holding Technische Werke Dresden GmbH (TSD) auf.

Das Beteiligungspaket, das Dresden mit der Geso erwirbt, enthält neben der Drewag noch sieben weitere Beteiligungen an sächsischen Stadtwerken. Vor allem gehört dazu eine ertragreiche Mehrheitsbeteiligung an der Energie Sachsen Ost AG (Enso):

Geso-Beteiligungsunternehmen Jahresergebnis 2008 in Millionen Euro Höhe der Geso-Beteiligung in Prozent
ENSO Energie Sachsen Ost AG 90,4 50,1
Drewag Stadtwerke Dresden GmbH 64,5 35
Meißener Stadtwerke GmbH 3,2 49
Stadtwerke Elbtal GmbH 7,9 30
Freitaler Strom + Gas GmbH 2,1 30
Stadtwerke Zittau GmbH 3,5 25,1
Stromversorgung Pirna GmbH 1,8 49
Gasversorgung Pirna GmbH 2,9 10,6
Energie- und Wasserwerke Bautzen GmbH 6,6 49
GWS Gas- und Wärmeservice GmbH 7,6 100
Quelle: http://www.geso-ag.de

 

Bisher keine Nebenabsprachen bekannt

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) begrüßte in einer Pressemitteilung vom 19. März den Stadtratsbeschluß. Der Eigentumsübergang werde rückwirkend zum 1. Juli 2009 und die Kaufpreiszahlung noch im März 2010 erfolgen. Das Transaktionsvolumen des Verkaufs betrage insgesamt 900 Millionen Euro.

Mit dem Verkauf der Geso erfüllt die EnBW eine Bedingung des Bundeskartellamts für ihren Einstieg beim großen norddeutschen Regionalversorger EWE (090705). Geschäftlich sinnvoll ist er aber nur dann, wenn es ihr zugleich gelingt, die bisher von der EWE gehaltenen Anteile am ostdeutschen Gasversorger VNG (090504) zu übernehmen. Da die Aktien vinkuliert sind, muß die Mehrheit der Aktionäre zustimmen. Zusammen mit der Drewag, die 6,47 Prozent an VNG besitzt, könnte die EWE den Widerstand der Mitaktionäre überwinden und die Mehrheit in der VNG-Hauptversammlung erlangen. Dresden ist neben Leipzig die wichtigste der zehn ostdeutschen Kommunen, die ihre VNG-Beteiligungen von zusammen 25,79 Prozent Prozent in der Verbund Gas Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft VUB gebündelt haben. Über Nebenabsprachen des jetzt beschlossenen Geso-Kaufs wurde bisher aber nichts bekannt.

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