März 2010

100314

ENERGIE-CHRONIK


 


Am 4. März protestierten rund 3000 Vattenfall-Beschäftigte in Berlin gegen den geplanten Stellenabbau und andere Sparmaßnahmen zu Lasten der Belegschaft. Da Vattenfall Europe die Tochter eines schwedischen Staatsunternehmens ist, endete der Demonstrationszug vor der schwedischen Botschaft.
Pressefotos Verdi

Vattenfall plant Stellenabbau und Gehaltskürzungen in Deutschland

Der schwedische Vattenfall-Konzern will die Ausgaben seiner deutschen Tochter Vattenfall Europe jährlich um rund 340 Millionen Euro kürzen. Davon entfallen 180 Millionen Euro auf Personalkosten. Derzeit beschäftigt Vattenfall in Deutschland noch rund 20 000 Mitarbeiter. Durch den Abschluß von Altersteilzeit-Verträgen sollen 1500 Vollzeitstellen wegfallen. Ferner sind Gehaltskürzungen geplant. Betriebsbedingte Kündigungen will der Konzern als Druckmittel zur Durchsetzung seines Sparprogramms ebenfalls nicht ausschließen. In der Praxis sind sie aber kaum durchsetzbar, weil bis 2012 noch eine weitgehende Beschäftigungsgarantie gilt und der allgemeine Kündigungsschutz gerade bei älteren Mitarbeitern greift, die man am ehesten loswerden möchte.

Das intern "Move" genannte Einsparungsprogramm wurde Ende Februar bekannt, als der Holdingvorstand den Beschäftigten mitteilte, er habe die Gewerkschaften verdi, IGM und IGBCE zu entsprechenden Verhandlungen aufgefordert. Es gehe darum, "die Personalkosten den aktuellen Marktbedingungen anzunähern", erklärte Vattenfall-Europe-Chef Tuomo Hatakka . Insgesamt habe man "ein Einsparvolumen von 180 Mio. Euro identifiziert". Das Gesamtpaket einschließlich Konzernumbau umfasse sogar 340 Millionen Euro.

Gespart wird im profitabelsten Bereich

Mit den drastischen Einschnitten zu Lasten der Mitarbeiter in Deutschland will der schwedische Staatskonzern seinen Gewinn wieder steigern, der 2009 von 17,8 auf 13,4 Milliarden Kronen (1,3 Milliarden Euro) zurückgegangen war. Gespart wird dabei ausgerechnet bei der deutschen Tochter, die trotz der Stillstände bei den Kernkraftwerken Krümmel und Brunsbüttel im vergangenen Jahr ihren Betriebsgewinn um 6,8 Prozent vermehren konnte und fast den ganzen Jahresüberschuß des Konzerns erwirtschaftete.

Die geplanten Einsparungen kontrastieren außerdem unschön mit den vergleichsweise üppigen Bezügen des Managements (090418), mit dessen Leistungen die schwedische Regierung inzwischen so unzufrieden ist, daß sie den Vorstandsvorsitzenden Lars G. Josefsson vorzeitig in den Ruhestand schickt (091113).

Allein die Veag zählte einst mehr Mitarbeiter als heute Vattenfall Europe

Vattenfall Europe entstand 2002 aus der Fusion der Vorläufer-Unternehmen Veag, Laubag, Bewag und HEW. Die Gesamtzahl der Beschäftigten wurde damals mit 22000 angegeben. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits von ursprünglich rund 50000 Beschäftigten um mehr als die Hälfte reduziert worden, weshalb es Vattenfall nicht allzu schwer fiel, im Zuge der Fusionsverhandlungen auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten (020802). Die Vereinbarung galt zunächst bis 2007 und wurde dann um fünf Jahre verlängert.

Allein die Veag beschäftigte einst mehr Mitarbeiter als heute Vattenfall Europe insgesamt (920605). Bei der Laubag gab 1994 noch 12000 Beschäftigte (940201). Die Berliner Bewag hatte noch rund 10.000 Mitarbeiter, als sie 1996 vom Senat zur Privatisierung angeboten wurde (961208). Und bei den Hamburger HEW arbeiteten vor der Fusion mehr als 3000 Menschen.

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