April 2010

100401

ENERGIE-CHRONIK


E.ON verkauft seine US-Tochter für 5,7 Milliarden Euro

E.ON verkauft seine amerikanische Tochter E.ON US an den Konkurrenten PPL. Wie der Konzern am 29. April mitteilte, wurde ein Kaufpreis von rund 7,6 Milliarden US-Dollar vereinbart, was 5,7 Milliarden Euro entspricht. Die Nettoverschuldung des Konzerns verringere sich dadurch entsprechend. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der US-Tochter habe E.ON das Ziel, bis Ende 2010 mindestens 10 Milliarden Euro aus der Abgabe von Beteiligungen zu erzielen, bereits jetzt übertroffen.

Neben PPL waren zuletzt der US-Versorger Duke Energy und der australische Finanzkonzern Macquarie als Käufer in die engere Wahl gekommen. Die jetzt getroffene Entscheidung bedarf noch der Zustimmung der US Kartell- und Regulierungsbehörden. Mit dem Abschluß der Transaktion wird bis Jahresende gerechnet. Nicht betroffen sind die Windkraftanlagen, die von der E.ON Climate & Renewables in den USA betrieben werden.

Mit LG&E wollte E.ON ursprünglich groß in den US-Energiemarkt einsteigen

E.ON US ist seit 2005 der neue Name für die Louisville Gas and Electric Company (LG&E), die im Jahr 2000 vom britischen Energieversorger Powergen für 3,2 Milliarden Dollar gekauft wurde. Zwei Jahre danach wurde die mit 7 Milliarden Euro verschuldete Powergen ihrerseits für 8,2 Milliarden Euro von E.ON übernommen (010402). Der Kauf von Powergen mitsamt LG&E war der erste größere Coup des neu entstandenen E.ON-Konzerns, der damals noch von den beiden Vorstandsvorsitzenden Ulrich Hartmann (ehemals Veba) und Wilhelm Simson (ehemals Viag) geleitet wurde. Die US-Tochter war sogar das eigentliche Ziel der Übernahme von Powergen und sollte der Beginn einer Offensive auf dem US-Energiemarkt sein. Der E.ON-Konzern unternahm deshalb auch erhebliche Anstrengungen, um die Zustimmung der US-Börsenaufsicht SEC (020602) und der US-Regulierungsbehörde FERC (011009) zur Übernahme von Powergen zu erhalten. Unter anderem bereinigte er sein Unternehmensprofil im Sinne der US-Behörden durch den Verkauf von Töchtern wie Veba Oel (010701), VAW Aluminium (020114) und Stinnes (020704) sowie die Senkung der Beteiligung branchenfremder Unternehmen am Aktienkapital (010507). Die kurz darauf erfolgte Übernahme der Ruhrgas (030101) verengte aber den für den Ausbau des US-Geschäfts notwendigen finanziellen Spielraum und verlagerte den Schwerpunkt der E.ON-Expansion wieder auf Europa, wo der neue Vorstandsvorsitzende Wulf Bernotat nunmehr das Engagement in ehemaligen Ostblock-Ländern (030709, 041011, 081011) sowie Spanien, Italien und Frankreich (070403) vorantrieb. Die Nettoverschuldung des Konzerns, die 2006 noch bei sechs Milliarden Euro lag, erhöhte sich dadurch auf rund 46 Milliarden Euro. Um diese Verschuldung abzubauen, verkaufte E.ON unter anderem die Stadtwerke-Beteiligungstochter Thüga (090801) und sein Stromtransportnetz (091101). Der Verkauf des US-amerikanischen Strom- und Gasgeschäfts war ebenfalls schon seit langem beabsichtigt, wurde aber wegen ungünstiger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen bis jetzt aufgeschoben.

Verkauf des italienischen Gasnetzes vorläufig gestoppt

Auf der Verkaufsliste von E.ON stehen ferner noch vier Beteiligungen, die beim Verkauf der Thüga ausgeklammert wurden, darunter 37 Prozent an der Berliner Gasag (090801). Den Verkauf seines 9000 Kilometer langen italienischen Erdgas-Netzes hat der Konzern dagegen vorläufig gestoppt. Wie er im April wissen ließ, waren die Gebote unter den Erwartungen geblieben. Er werde deshalb die Leitungen bis auf weiteres selber betreiben.