Juli 2011

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ENERGIE-CHRONIK


RWE verhandelt mit Gazprom über gemeinsame Kraftwerksprojekte

RWE und der russische Staatskonzern Gazprom erwägen eine strategische Partnerschaft beim Kraftwerksgeschäft. Bis Mitte Oktober wollen sie klären, wie bestehende oder neu zu errichtende Steinkohle- und Gaskraftwerkskapazitäten in Deutschland, Großbritannien und den Beneluxländern in ein Gemeinschaftsunternehmen eingebracht werden können. Wie RWE am 14. Juli mitteilte, sieht dies eine Absichtserklärung vor, die am selben Tag von den Vorstandsvorsitzenden Jürgen Großmann und Alexey Miller in Rom unterzeichnet wurde.

Vorausgegangen war am 8. Juli ein Treffen in Paris. Presseberichten zufolge sollen Großmann und Miller dabei auch über eine mögliche Beteiligung von Gazprom an RWE gesprochen haben. Laut "Spiegel" (11.7.) will Großmann den RWE-Konzern nach dem erzwungenen Ausstieg aus der Kernenergie neu positionieren. Er sei sogar bereit, dem vom Kreml dirigierten Staatskonzern die Rolle eines strategischen "Ankeraktionärs" einzuräumen. Ein RWE-Sprecher wollte lediglich bestätigen, daß die beiden über eine Revision der Gaslieferverträge gesprochen hätten.

Atomausstieg setzt den Konzern unter Druck

Die RWE-Aktie hat wegen des abrupt beschlossenen Atomausstiegs (110303), den die Bundesregierung binnen 14 Wochen gesetzlich fixieren ließ (110601), deutlich an Wert verloren. Sie geriet noch mehr unter Druck, als RWE-Chef Jürgen Großmann am 7. Juli bei einer Sitzung des Konzernbeirats eine Kapitalerhöhung andeutete, um die Bonitätseinstufung durch die Ratingagenturen nicht zu gefährden. Zur Verbesserung der Finanzlage hat der Konzern jetzt seinen Stromtransportnetzbetreiber Amprion größtenteils verkauft (110705). Das Ferngasnetz wurde schon vor einem halben Jahr einem Finanzunternehmen überlassen (101204). Auch die britische Tochter npower soll zum Verkauf anstehen. Großmann und seine Geschäftspolitik sind innerhalb des Konzerns umstritten. Dem Vernehmen nach wird hinter den Kulissen bereits ein Nachfolger für den amtierenden Chef gesucht, dessen Vertrag noch bis September 2012 läuft.

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