November 2012

121102

ENERGIE-CHRONIK


 

Strompreise in Deutschland und bei den acht EU-Nachbarn

Schon bisher war Deutschland bei den Strompreisen den acht EU-Nachbarn voraus, mit Ausnahme von Dänemark. Auch beim Vergleich der insgesamt 27 EU-Länder rangieren die deutschen Endpreise für Haushalte (inklusive Steuern und Abgaben) auf dem zweiten Platz. Die jetzige Preiserhöhungswelle dürfte den Durchschnittspreis von 0,2595 Euro je Kilowattstunde, den Eurostat für das erste Halbjahr 2012 ermittelte, auf rund 0,29 Euro hochtreiben. Die Chancen stehen somit nicht schlecht, auch noch Dänemark einzuholen und zu übertrumpfen. Auffällig ist übrigens die Geradlinigkeit des Strompreisanstiegs in Deutschland, die es so bei den EU-Nachbarn nicht gibt.

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614 Stromversorger erhöhen die Preise um durchschnittlich zwölf Prozent

Mehr als die Hälfte der über tausend Stromanbieter in Deutschland erhöht zum 1. Januar 2013 die Preise. Mit von der Partie sind alle vier Stromkonzerne. So erhöht E.ON um 8,7 Prozent, die Energie Baden-Württemberg um 10 Prozent und Vattenfall um 12,9 Prozent. RWE will zwar vorerst die Preise der Grundversorgung nicht schon wieder erhöhen (121001), verlangt aber von seinen 500.000 Festpreis-Kunden (der Festpreis umfaßt nicht Steuern und Abgaben) sowie rund 250.000 Heizstrombeziehern acht bis neun Prozent mehr. Wie der Tarifvergleicher Verivox am 19. November mitteilte, haben insgesamt 614 Stromversorger zum Jahreswechsel Preiserhöhungen von durchschnittlich 12 Prozent angekündigt. Für einen Haushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 4.000 kWh verteuere sich dadurch der Strombezug um rund 120 Euro.

Die Stromanbieter begründen die Preiserhöhungen unisono mit der Zunahme staatlicher Belastungen, der sich bereits im Sommer abzeichnete (120801). Sie berufen sich auf die Erhöhung der EEG-Umlage (121001), der Netzentgelte (120404) und der KWK-Umlage (120505). Ferner verweisen sie auf das geplante Gesetz zur Offshore-Haftung, dessen Kosten ebenfalls in die Strompreise eingehen werden (120805).

Bund der Energieverbraucher hält allenfalls Erhöhung bis acht Prozent für angemessen

Nach Angaben des Bunds der Energieverbraucher summieren sich die staatlich verordneten Mehrbelastungen auf 2,82 Cent je Kilowattstunde (1,7 Cent EEG-Umlage, 0,7 Cent Netzentgelte, 0,17 Cent KWK-Umlage, 0,25 Cent Offshore-Haftungsregelung). Einschließlich Mehrwertsteuer ergibt das 3,3 Cent je Kilowattstunde. Bei einem Durchschnittspreis von 25,95 Cent je Kilowattstunde, wie ihn Eurostat zuletzt für das erste Halbjahr 2012 ermittelte (siehe Grafik), entspräche das ungefähr einer Mehrbelastung um zwölf Prozent. In Wirklichkeit aber – so rechnete der Bund der Energieverbraucher weiter vor – könnte der Strom um 2 Cent/kWh billiger sein, da die Stromwirtschaft den Preisrückgang an der Börse, den die Verbraucher über eine höhere EEG-Umlage bezahlen müssen, nicht weitergegeben hat (120806). Wenn man diese Einsparungen mit den Mehrkosten verrechne, sei lediglich eine Strompreiserhöhung von 1,8 Cent beziehungsweise sechs bis acht Prozent angemessen.

Der Bund der Energieverbraucher riet deshalb dazu, Erhöhungen über acht Prozent nicht hinzunehmen. Die Verweigerung der Zahlung höherer Mehrkosten berge allerdings das Risiko einer gerichtlichen Auseinandersetzung und könne nur bei Vorhandensein eines Rechtsschutzes empfohlen werden. Im übrigen sei der Wechsel zu einem günstigeren Versorger die beste Lösung. Aber auch hier müsse der Verbraucher vor unseriösen Anbietern mit vermeintlich besonders günstigen Angeboten auf der Hut sein. "Das dicke Ende kommt später und unter dem Strich ist der vermeintlich so günstige Anbieter teurer als andere." Generell abzuraten sei von Angeboten mit Vorkasse, Pakettarifen, Neukundenbonus, kurzer Garantie oder langer Kündigungsfrist (drei Monate). Zur Vermeidung solcher Fußangeln könne der Tarifvergleicher www.hauspilot.de empfohlen werden.

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