Mai 2014

140507

ENERGIE-CHRONIK


 

Wenn diese beiden Kraftwerke vom Netz gehen, passiert im vorgelagerten Übertragungsnetz von Amprion  nichts, aber dem Verteilnetz der Enervie droht der Zusammenbruch:
Das GuD-Heizkraftwerk Herdecke betreibt Enervie gemeinsam mit Statkraft. Es hat eine Leistung von 417 MW und ist erst seit 2007 in Betrieb. Nun soll es "vorläufig" stillgelegt werden, weil es sich nicht mehr rentiert. Das Kraftwerk Werdohl-Elverlingsen an der Lenne verfügt über eine Gesamtleistung von 700 MW. Enervie hat sowohl die beiden Steinkohleblöcke als auch die GuD-Anlage (206 MW) zur Stillegung angemeldet.
 
Fotos (2): Enervie

Enervie stellt Mißbrauchsantrag gegen Amprion

Der regionale Stromversorger Enervie (100111) streitet sich mit dem Übertragungsnetzbetreiber Amprion und der Bundesnetzagentur um die Kosten, die ihm durch den erzwungenen Weiterbetrieb seiner Kraftwerke entstehen. Der Streit ist von exemplarischer Bedeutung, weil er aufzeigt, daß ein störungsfreier Betrieb der Übertragungsnetze noch keine Garantie für eine ausreichende Versorgung der nachgeordneten Verteilnetze bedeutet.

Die Enervie-Tochter Mark-E besitzt mehrere eigene Kraftwerke mit einer Leistung von insgesamt 1.300 MW, die sie im September vorigen Jahres wegen mangelnder Rentabilität bei der Bundesnetzagentur zur Stillegung angemeldet hat. Sie muß die Anlagen jedoch vorerst weiter betreiben, weil die einzige Kuppelstelle zum vorgelagerten Übertragungsnetzbetreiber Amprion nicht ausreicht, um den Strombedarf des inselartig angelegten Enervie-Verteilernetzes zu decken.


Diese schematische Darstellung zeigt, wie das Verteilnetz der Enervie eine Art Insel darstellt, die über eine 220-kV-Leitung nur unzureichend mit dem Übertragungsnetz von Amprion verbunden ist.
Grafik: Enervie

Die Bundesnetzagentur ist der Ansicht, daß die dadurch entstehenden Kosten über die Enervie-Netzgesellschaft AssetNetWork auf die Netzentgelte umgelegt werden müßten. Die Enervie-Gruppe sieht darin jedoch eine unzumutbare Belastung der Strompreise. Sie verlangt eine Entschädigung vom Übertragungsnetzbetreiber Amprion, solange dieser nicht in der Lage ist, die Kapazität der Kuppelstelle zum Enervie-Verteilernetz im erforderlichen Ausmaß zu erhöhen. Am 6. Mai stellte sie deshalb bei der Bundesnetzagentur einen Mißbrauchsantrag gegen Amprion. Im übrigen fordert sie – wie auch andere Kraftwerksbetreiber – die Einführung einer Vergütung für die bloße Vorhaltung von Kraftwerkskapazitäten.

Bundesnetzagentur sieht gesetzlichen Änderungsbedarf

In ihrem neuesten Bericht zum Reservekraftwerksbedarf (140503) nimmt die Bundesnetzagentur die Auseinandersetzung mit Enervie zum Anlaß, um eine Erweiterung des § 13 im Energiewirtschaftsgesetz auf die Verteilnetze zu fordern. Bisher regelt dieser Paragraph nur die Systemverantwortung der Übertragungsnetzbetreiber. Unter anderem müßte nach Ansicht der Behörde bei Auseinandersetzungen wie der jetzigen "klargestellt werden, daß der Anspruch des Kraftwerksbetreibers auf Auslagenersatz gegen den Verteilernetzbetreiber gerichtet ist".

Enervie-Aktionäre mußten 2013 auf Dividende verzichten

Laut Geschäftsbericht 2013 verbuchte die Enervie-Gruppe einen Jahresfehlbetrag von sieben Millionen Euro gegenüber einem Überschuß von 28 Millionen im Vorjahr. Der Bilanzgewinn sank von 27 auf vier Millionen Euro, die Dividende von 17 Millionen auf null. Als Hauptgrund für das schlechte Ergebnis nennt die Geschäftsleitung, "daß die Enervie-Gruppe ihre konventionellen Kraftwerke nicht mehr kostendeckend betreiben kann, obwohl diese für die Versorgungssicherheit in Südwestfalen dringend benötigt werden".

Remondis will Beteiligung von RWE übernehmen

Unter der Dachmarke Enervie firmiert seit vier Jahren die Südwestfalen Energie und Wasser AG (Sewag), die ihrerseits 2006 aus dem Zusammenschluß des Regionalversorgers Mark-E mit den Stadtwerken Lüdenscheid entstand (060611). Die Gruppe beschäftigt rund 1.500 Mitarbeiter. Größte Aktionäre sind die Städte Hagen (42,66 Prozent) und Lüdenscheid (24,12 Prozent) sowie die RWE Deutschland AG (19,06 Prozent). Den RWE-Anteil will jetzt das Entsorgungsunternehmen Remondis übernehmen, nachdem die Stadt Hagen auf das ihr zustehende Vorkaufsrecht verzichtet hat.

Mit der Nuon Deutschland, die sie 2010 vom Vattenfall-Konzern erwarb und in "Lekker Energie GmbH" umbenannte (100111), verfügte die Enervie-Gruppe zeitweilig über einen bundesweiten Stromvertrieb. Schon 2011 verkaufte sie jedoch 49 Prozent und 2013 auch die restlichen Anteile an die Stadtwerke Krefeld.

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