November 2014 |
141108 |
ENERGIE-CHRONIK |
Mit einem Festakt in Bremerhaven wurde am 10. November der Offshore-Windpark "Meerwind" offiziell in Betrieb genommen. Er befindet sich 24 Kilometer nördlich der Insel Helgoland und ist bereits seit April fertiggestellt. Da der Netzanschluß nicht rechtzeitig fertig wurde, konnte der Probebetrieb jedoch erst Anfang September beginnen. Bis Jahresende sollen die insgesamt 80 Siemens-Windkraftanlagen mit einer Nennleistung von jeweils 3,6 MW regulär ins Netz einspeisen. Für die monatelange Verzögerung des Netzanschlusses wird der zuständige Übertragungsnetzbetreiber Tennet gemäß den Offshore-Haftungsklauseln in §§ 17e - 17j des Energiewirtschaftsgesetzes eine Entschädigung zahlen müssen, die über die EEG-Umlage auf die Stromverbraucher umgelegt wird (121103).
Nach "Alpha ventus" (100413), "Bard 1" (130815) und "Riffgat" (140211) ist "Meerwind" der vierte Windpark in der deutschen Nordsee, der ins Netz einspeist, und der dritte, der rein kommerziell betrieben wird. Der Windpark gehört mehrheitlich dem Finanzinvestor Blackstone, der 2008 mit dem Projektentwickler Windland Energieerzeugungs GmbH die WindMW GmbH gegründet hat, an der er mit 80 Prozent beteiligt ist (081016). Die WindMW ist seitdem für Planung, Bau und Betrieb des Windparks verantwortlich. Sie hat ihren Sitz in Bremerhaven und nutzt die Insel Helgoland als Reparatur- und Servicestützpunkt.
Der Windpark besteht aus den beiden Arealen "Süd" und "Ost" mit jeweils 40 Anlagen. Seine Errichtung hat 1,3 Milliarden Euro gekostet. Hinzu kommen die Kosten der Netzanbindung "Helwin 1" mit etwa 700 Millionen Euro. Diese besteht aus einer 130 Kilometer langen HGÜ-Verbindung mit einer Kapazität von 576 MW. Das Kabel verläuft von der Konverterplattform "Helwin alpha" über 85 Kilometer durch die Nordsee und weitere 45 Kilometer an Land zum Umspannwerk Büttel.
Die HGÜ-Verbindung "BorWin 1", über die der Windpark "Bard 1" ins Netz einspeist, wird seit 23. September wieder genutzt, kann aber bis auf weiteres nur die Hälfte ihrer Kapazität von 400 MW übertragen. Wie der Übertragungsnetzbetreiber TenneT auf Anfrage bestätigte, gibt es weiterhin technische Probleme, wenn der Windpark eine höhere Leistung erzeugt. "Bard 1" war deshalb seit Ende März überhaupt nicht mehr am Netz (140612).
Die Probleme traten erst auf, nachdem der Windpark, der Ende 2010 mit der Stromerzeugung begann und mit der Anzahl der fertiggestellten Anlagen sukzessive steigerte, voll in Betrieb gegangen war (130815). Als Ursache gelten Oberschwingungen, die bei der Frequenzumrichtung auftreten. Die Generatoren der 80 Windkraftanlagen erzeugen nämlich zunächst einen Wechselstrom mit variabler Frequenz, der erst zu einem Wechselstrom mit der stabilen Frequenz von 50 Hertz umgeformt werden muß. Dieser wird dann über Wechselstrom-Kabel zu einer Umspannplattform geschickt, die den Strom der 80 Windkraftanlagen bündelt und zur Gleichrichtung an die HGÜ-Plattform "BorWin alpha" übergibt. Die in der stabilisierten Frequenz von 50 Hertz enthaltenen Oberschwingungen bewirken auf der Umspannplattform anscheinend automatisch die Schutzabschaltung des Transformators, sobald eine bestimmte Leistung überschritten wird.
Falls der Fehler tatsächlich bei der Frequenzumrichtung der Bard-Windkraftanlagen liegen sollte, würde dies Schadenersatzansprüche an den Netzbetreiber TenneT oder den Anlagenbauer ABB ausschließen. Es würden somit auch die Offshore-Haftungsklauseln in § 17e des Energiewirtschaftsgesetzes nicht greifen, obwohl der Betreiber Ocean Breeze Energy GmbH – eine Tochter der Hypo-Vereinsbank – bereits einen entsprechenden Antrag gestellt hat. Der Betreiber hätte die hohen Ausfall-Kosten vielmehr selber zu tragen, anstatt sie letztendlich auf die Stromverbraucher abwälzen zu können.