Mai 2015

150506

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Das neue Gasmotorenheizkraftwerk (Computer-Simulation links) soll in unmittelbarer Nachbarschaft zum alten Steinkohle-Heizkraftwerk entstehen und dieses ersetzen. Der zylinderförmige Bau neben den vier Schornsteinen ist nicht etwa ein Kühlturm, sondern ein Wärmespeicher. Er soll es ermöglichen, die bei der Stromerzeugung entstehende Wärme auch im Sommer maximal zu nutzen.

MVV baut Gaskraftwerk in Kiel nun doch – und behält die Mehrheit an den Stadtwerken

Der Mannheimer Kommunalkonzern MVV behält seine Mehrheitsbeteiligung an den Stadtwerken Kiel und beteiligt sich nun doch am geplanten Bau eines Gasmotorenheizkraftwerks (GMHK), der rund 300 Millionen Euro kosten wird. Dies gaben der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) und der MVV-Vorstandsvorsitzende Georg Müller am 15. Mai auf einer gemeinsamen Pressekonferenz bekannt. Als neuer Termin für die Inbetriebnahme des Heizkraftwerks, das aus insgesamt zwanzig Gasmotoren besteht, wird nun 2018 genannt.

Ursprünglich sollte das neue Kraftwerk bereits 2016 in Betrieb gehen, um mit einer Strom- und Wärmeabgabe von jeweils 200 MW ein 45 Jahre altes Steinkohle-Heizkraftwerk zu ersetzen, das bisher von der E.ON Kraftwerke GmbH betrieben wird und dieser auch zur Hälfte gehört. E.ON hatte kein Interesse, sich am Neubau zu beteiligen. Entsprechend stärker war die MVV gefordert, der seit elf Jahren 51 Prozent der Kieler Stadtwerke gehören (040505).

Preisforderung für Rückkauf war der Stadt entschieden zu hoch

Im Mai vorigen Jahres, als die vorbereitenden Arbeiten bereits im Gange waren, hatte die MVV aber plötzlich ihren Ausstieg aus dem Projekt mitgeteilt. Als Begründung führte sie an, die erforderliche Investition in Höhe von insgesamt knapp 300 Millionen Euro passe nicht in das Gesamtportfolio der Unternehmensgruppe und sei auch gegenüber der Stadt Mannheim als Mehrheitseigentümer der MVV Energie nicht begründbar.

Zugleich ließ die MVV erkennen, daß sie zum Ausstieg aus den Stadtwerken bereit sei und es für die beste Lösung halten würde, wenn die Landeshauptstadt ihr die Mehrheitsbeteiligung abkaufen würde. Anfang Juni 2014 nannte sie in einem Schreiben an Oberbürgermeister Kämpfer einen Preis von 197 Millionen Euro. Dieser winkte aber ab, da ihm die Summe entschieden zu hoch war: Auch bei einer "realistischeren" Forderung werde sich die Stadt mit ein oder zwei Partnern zusammentun müssen, um die Kaufsumme aufzubringen.

DGB verglich Vorgehensweise der MVV mit dem "Verhalten einer kommunalen Heuschrecke"

Der Kieler DGB-Vorsitzende Frank Hornschu bezeichnete das Angebot sogar als Frechheit: "Vor zehn Jahren hat die MVV sich aus der Insolvenzmasse des amerikanischen Energiekonzerns TXU bedient und den damaligen Kaufpreis von 130 Millionen Euro längst wieder erwirtschaftet. Mehr als zehn Jahre lang wurden der jährliche Gewinn der Stadtwerke abgeschöpft und vor allem auch die Rücklagen angegriffen. Jetzt, wo der Fisch filetiert ist, will MVV die Gräten für einen Mondpreis zurückkaufen. Das gleicht dem Verhalten einer kommunalen Heuschrecke."

"Verbesserte Aussichten für energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen"

Daß die monatelangen Verhandlungen nun so enden, wird in der gemeinsamen Pressemitteilung nicht mit fehlenden Geld und mangelndem Investoren-Interesse begründet, sondern mit verbesserten Aussichten für die energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen im allgemeinen und die Kraft-Wärme-Kopplung im besonderen. Erst vor wenigen Wochen hätten Oberbürgermeister Kämpfer und Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) dazu ein sondierendes Gespräch mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) geführt. In der Landeshauptstadt sei man zuversichtlich, "daß die Weichen in Berlin jetzt richtig gestellt werden".

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