Januar 2016

160114

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Nachdem der neue Eigentümer General Electric die Schließung des Kraftwerksbereichs bekanntgegeben hatte, zogen 1.200 Alstom-Beschäftigte protestierend durch Mannheim.

GE schließt Turbinenfertigung in Mannheim

Der US-Konzern General Electric (GE) will in Mannheim die Fertigung von Kraftwerksturbinen einstellen, nachdem er vom französischen Alstom-Konzern dessen Energiesparte übernommen hat. Als Grund gibt er an, daß in Europa die Stromerzeugung mit Gas- und Dampfturbinen stark zurückgegangen sei. Am Standort Mannheim entfallen dadurch 1066 von 1800 Arbeitsplätzen. In Stuttgart werden 255 von 380 Stellen gestrichen. Nach Angaben der IG Metall will GE in ganz Deutschland über 1.700 Stellen und europaweit 6.800 Stellen abbauen.

Der Alstom-Konzern will sich künftig auf Schienenfahrzeuge für den Fern- und Nahverkehr konzentrieren. Sein bekanntestes Produkt ist der französische Hochgeschwindigkeitszug TGV. Er wird mittlerweile vom Staat mit einer Beteiligung von 20 Prozent am Aktienkapital gestützt. Um die Übernahme der Energiesparte hatte sich auf Wusch der französischen Regierung auch Siemens beworben. Das Rennen machte am Ende aber General Electric, nachdem man sich auf einen Kaufpreis von 12,4 Milliarden Euro geeinigt hatte.

Nach der Genehmigung des Kaufs durch die EU-Kommission kam der Stellenabbau


Seit 1988 hat das ehemalige BBC-Stammwerk in Mannheim dreimal den Eigentümer gewechselt. Jedes Mal gingen mit dem alten Namen weitere Arbeitsplätze verloren.
Fotos (2): IGM/Helmut Roos

Im September 2015 genehmigte die EU-Kommission den vereinbarten Handel unter der Bedingung, daß zuvor Teile des Gasturbinengeschäfts an den italienischen Konkurrenten Ansaldo verkauft wurden. Dazu gehörten vor allem die Hochleistungs-Gasturbinen GT 26 und GT 36 sowie darauf aufbauende Weiterentwicklungen, die im wesentlichen an schweizerischen Standorten angesiedelt sind. Die Kommission begründet ihre wettbewerbsrechtlichen Bedenken damit, daß GE schon jetzt Marktführer bei Hochleistungs-Gasturbinen sei, gefolgt von Siemens, Alstom und Mitsubishi Hitachi Power Systems. Der fünfte Konkurrent Ansaldo verfüge dagegen über begrenztere Entwicklungskapazitäten und eine kleinere Produktpalette.

Der Betriebsrat in Mannheim sah sich zunächst nur durch die Abgabe von Serviceverträgen betroffen, die ebenfalls zu den Auflagen der Kommission gehörten. Er wertete die Übernahme sogar als Chance, da die Amerikaner einen größeren Marktzugang hätten. Nachdem die Stellenstreichungen bekannt wurden, zogen am 14. Januar rund 1.200 Beschäftigte protestierend durch die Straßen der Stadt. Ein Sprecher der IG Metall übersetzte die Buchstaben GE – unter Anspielung auf eine derzeit laufende Werbekampagne des Konzerns – mit "gierig und einfallslos". Die Konzernbetriebsratsvorsitzende Elisabeth Möller bezeichnete die Ankündigungen des GE-Managements als "Schlag ins Gesicht für alle Beschäftigten". Sie bedeuteten das endgültige Aus für die Turbinenfabrik und damit den gesamten Produktionsstandort Mannheim.

BBC zählte einst mit AEG und Siemens zu den größten deutschen Elektrounternehmen

Beim Mannheimer Alstom-Werk handelt es sich um die einstige deutsche Tochter des schweizerischen Elektrokonzerns BBC, der eine führende Rolle bei der Elektrifizierung spielte. Im Mannheimer Hauptwerk, das seit 1900 bestand, wurden neben Turbinen, Generatoren, Motoren und Transformatoren auch elektrische Lokomotiven hergestellt. Außerdem gehörte die deutsche BBC nach dem zweiten Weltkrieg neben AEG und Siemens zu den Anbietern von Kernkraftwerken (siehe Hintergrund Februar 2009). 1988 fusionierte der Konzern mit der schwedischen ASEA zur ABB. 1999 legten ABB und der französischen Mischkonzern Alstom ihr Kraftwerksgeschäft zusammen (990323). Ein Jahr später ging das Gemeinschaftsunternehmen ganz in den Besitz von Alstom über (000420).

 

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