September 2016

160907

ENERGIE-CHRONIK


 


Seit Januar ist der Opec-Korbpreis im Monatsmittel kontinuierlich gestiegen, was die Verbraucher vor allem an den Tankstellen bemerkten. Seit Juli schwächelt er aber wieder, und es ist fraglich, ob die jetzt beschlossene Förderbegrenzung der Opec-Staaten daran viel ändert.

Trotz der neuen Opec-Fördergrenze ist beim Ölpreis noch keine Wende in Sicht

Die Opec-Staaten haben am 28. September in Algier eine moderate Begrenzung ihrer Förderung auf 32,5 bis 33 Millionen Barrel täglich beschlossen. Die Verteilung der Förderquoten auf die einzelnen Mitglieder soll auf dem nächsten Treffen festgelegt werden, das am 30. November in Wien stattfindet. Eine Kommission soll bis dahin entsprechende Vorschläge erarbeiten. Die Kurse für US-Öl und Nordsee-Öl legten nach dem Beschluß vorübergehend um mehr als zwei Dollar zu. Indessen gibt indessen es noch keine wirklichen Anzeichen für ein Ende der seit mehr als zwei Jahren andauernden Tiefpreisphase (141101).

Die dreitägige Konferenz in Algier wurde zunächst als informelles Treffen bezeichnet und erst nachträglich zum außerordentlichen 170. Opec-Meeting hochgestuft. Die Beschlußfassung über die Förderbegrenzung kam deshalb überraschend. Die nunmehr ins Auge gefaßte Fördergrenze sind fast 750.000 Barrel weniger, als im August täglich gefördert wurde. Sie liegt aber noch immer über der offiziellen Begrenzung auf 30 Millionen Barrel, die seit dem 167. Treffen gegolten hat, das im Juni 2015 in Wien stattfand (150810). Auf den beiden folgenden Konferenzen war es nicht zu neuen Festlegungen gekommen.

Aufgrund der divergierenden Interessen der einzelnen Mitgliedsstaaten dürften die einzelnen Förderquoten, die bis zum bevorstehenden 171. Treffen in Wien noch auszuhandelnden sind, wie in der Vergangenheit mehr oder weniger unverbindliche Richtwerte bleiben. Der Iran hat bereits erkennen lassen, daß er sich aufgrund des Nachholbedarfs, den er wegen seiner jahrelangen Abschottung vom Weltmarkt habe, nicht an Auflagen gebunden fühlt. Dem Irak oder Venezuela sind die eigenen Staatseinnahmen ebenfalls wichtiger als die Einhaltung von Förderquoten.

Opec-Länder leiden selber unter dem von ihnen ausgelösten Preisverfall

In ihrem Abschlußpapier stellten die Opec-Mitglieder fest, daß die Ölpreise in den vergangenen zwei Jahren um mehr als die Hälfte gesunken seien, während ihre Volatilität zugenommen habe. Die Einnahmen der Öl exportierenden Länder und Öl-Unternehmen seien drastisch zurückgegangen, was ihre Budgets eingeschränkt und das Wirtschaftswachstum behindert habe. Die Ölindustrie habe tiefe Einschnitte bei den Investitionen und massive Entlassungen vornehmen müssen. Dies berge die Gefahr, daß sie künftig den Bedarf nicht mehr decken könne, und beeinträchtige die Versorgungssicherheit.

Dieses Lamento zeigt, daß die Opec-Länder selber unter dem Preisverfall leiden. Freilich können sie ihre Förderung nicht einfach einschränken, um die Preise wieder nach oben zu treiben, wie das früher einmal möglich war. Sie würden sonst nur noch mehr Marktanteile an die USA und andere Nichtmitglieder verlieren. Dabei wollte Saudi-Arabien mit der Ausweitung der Förderung gerade dies verhindern.

Kreml und Saudi-Arabien haben bisher keine gemeinsame Marschrichtung gefunden

Um der Zwickmühle zu entkommen, müßte es der Opec zuerst einmal gelingen, Rußland als einen der bedeutendsten Öl-Exporteure in ihre Strategie miteinzubinden. Am Rande des Treffens in Algier fanden deshalb Gespräche mit dem russischen Energieminister Alexander Novak statt, bei denen es hauptsächlich um diesen Punkt gegangen sein dürfte. Schon bei einem Treffen am 17. April in Doha (Katar) hatte Novak mit den Opec-Staaten über einen gemeinsamen Schulterschluß verhandelt. Es kam aber zu keiner Einigung, weil das strategische Kalkül beim Kreml und Saudi-Arabien auf unterschiedlichen Voraussetzungen basiert und das wichtige Förderland Iran erst gar nicht mit am Tisch saß.

 

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