Januar 2018 |
180111 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Bundesnetzagentur ist wie die Übertragungsnetzbetreiber TenneT und TransnetBW der Ansicht, dass die Erdverkabelung der HGÜ-Trasse "Südlink" am zweckmäßigsten durch Thüringen erfolgt. Wie sie am 23. Januar mitteilte, hat sie deshalb einen Alternativvorschlag der Landesregierung in Erfurt abgelehnt, demzufolge die unterirdische "Stromautobahn" durch Hessen geführt werden sollte.
"Der Thüringer Vorschlag ist fachlich fundiert", räumte Behördenchef Jochen Homann ein. "Er weist aber eine deutlich höhere Anzahl an Konfliktstellen auf als der Trassenkorridorvorschlag von TenneT und TransnetBW." Deshalb werde er im Genehmigungsverfahren nicht weiter verfolgt. Damit sei noch keine Vorentscheidung über den genauen Verlauf durch Thüringen verbunden. Der endgültige Trassenkorridor werde erst am Ende des Genehmigungsverfahrens feststehen.
Die thüringische Landesregierung hatte im Mai vorigen Jahres einen Alternativvorschlag unterbreitet, wie die HGÜ-Trasse unter großräumiger Umgehung der westlichen Landesgrenze verlegt werden könne, weil das Land durch andere Leitungsprojekte schon zu sehr belastet sei. Im August beauftragte die Bundesnetzagentur die zuständigen Übertragungsnetzbetreiber TenneT und TransnetBW mit der Prüfung. Im Dezember gelangten diese zu dem Ergebnis, dass der Alternativvorschlag deutlich schlechter abschneide und somit im weiteren Verfahren keine Berücksichtigung finden sollte. Die Erfurter Landesregierung bezweifelte dieses Gutachten in eine zwölfseitigen Stellungnahme. Sie warf den Vorhabenträgern vor, es sei ihnen nur darum gegangen, die eigene Vorgehensweise zu bestätigen.
Die Bundesnetzagentur bestätigte nun das Gutachten "aufgrund eigener
Prüfung". Der Thüringer Vorschlag führe zu einer deutlich
höheren Anzahl an "erheblichen naturschutzfachlichen Konflikten"
sowie von "sensiblen Flächen" innerhalb der etwa tausend Meter
breiten Korridore. Hinzu würden einzelne Konfliktstellen wie die Querung
des Spessart eine Realisierung der Leitung nicht oder nur unter einem extremen
technischen und wirtschaftlichen Aufwand zulassen. Von weitergehenden Untersuchungen
zu diesem Alternativvorschlag könne deshalb abgesehen werden.
Das Projekt Südlink soll in Norddeutschland erzeugten Strom nach Bayern
und Baden-Württemberg transportieren. Es umfaßt zwei Hochspannungs-Gleichstrom-Leitungen
von Wilster (Schleswig-Holstein) nach Grafenrheinfeld (Bayern) und von Brunsbüttel
(Schleswig-Holstein) nach Großgartach (Baden-Württemberg). Beide
Leitungen verlaufen größtenteils parallel und werden vorrangig als
Erdkabel verlegt. Die Inbetriebnahme ist ab dem Jahr 2025 geplant.