September 2018

180911

ENERGIE-CHRONIK


"Hydrogen-Initiative" soll Stromspeicherung per Elektrolyse voranbringen

Beim informellen Rat der EU-Energieminister, der am 17. und 18. September in Linz stattfand, legte die österreichische EU-Ratspräsidentschaft eine "Hydrogen-Initiative" vor. Sie wolle damit "ein starkes Signal für erneuerbaren Wasserstoff und eine europaweite Zusammenarbeit setzen", erklärte die österreichische Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP). Das Papier kann von allen Staaten, Organisationen und Unternehmen unterzeichnet werden, die an der Produktion und Nutzung von Wasserstoff als zukunftsweisender Technologie interessiert sind. Es hat allerdings nur deklamatorischen Charakter. "Dieses Dokument schafft keine gesetzlichen Rechte oder Verpflichtungen und soll keine bereits existierende gesetzliche Rechte oder Verpflichtungen ersetzen oder modifizieren", heißt es ausdrücklich.

Leistungsfähige Elektrolyseure sind für das Gelingen der Energiewende von großer Bedeutung

Die österreichische Initiative zielt vor allem auf die großtechnische Anwendung der Wasserelektrolyse zur Erzeugung von Wasserstoff mit anschließender Direktverwertung oder Rückverstromung dieses Energieträgers. Auf diese Weise könnte der unregelmäßig anfallende Wind- und Solarstrom quasi gespeichert und dem schwankenden Bedarf angepasst werden. Für das Gelingen der Energiewende mit weitgehendem Verzicht auf fossil befeuerte Kraftwerke wäre dies von großer Bedeutung. Die EU-Energieminister besuchten deshalb auch das Stahlunternehmen Voestalpine in Linz, auf dessen Gelände derzeit ein deutsch-österreichisches Konsortium eine Pilotanlage errichtet. Sie soll im kommenden Frühjahr fertiggestellt sein und mit einer Anschlussleistung von sechs Megawatt stündlich 1.200 Kubikmeter Wasserstoff erzeugen (180409).

Wasserstoff aus Erneuerbaren könnte auch Verbrennungsmotoren klimaverträglich machen

"Um die europaweiten Klima- und Energieziele für 2030 erreichen zu können, müssen erneuerbare Energieformen weiter ausgebaut und auch verstärkt integriert werden", betonte Köstinger. "Es ist dabei eine große Herausforderung, erneuerbare Energie auch dann nutzen zu können, wenn die Sonne nicht scheint, der Wasserstand niedrig ist oder der Wind nicht weht. Speicherlösungen sind daher essentiell, um Energie vorrätig halten und im Fall von Überproduktion speichern zu können." Wasserstoff aus erneuerbaren Stromquellen könne künftig nicht nur als Energiespeicher eine wesentliche Rolle spielen, sondern auch als Antriebsenergie für Fahrzeuge genutzt werden und so die Verwendung fossiler Energieträger im Bereich Verkehr zurückdrängen helfen.

Studie zur großskaligen Nutzung der Elektrolyse in Deutschland

Um die Klimaschutzziele der Bundesregierung zu erreichen, müßten allein in Deutschland bis 2050 leistungsfähige Elektrolyse-Anlagen im dreistelligen Gigawatt-Bereich errichtet werden. Zu dieser Prognose gelangt eine Studie, die von der Nationalen Organisation Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie (NOW) am 19. September veröffentlicht wurde. Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) untersuchen darin das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE, das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie und Automatisierung IPA und das Beratungsunternehmen E4tech die Möglichkeiten zur Etablierung von großtechnischen Anlagen zur Wasserelektrolyse in Deutschland.

"Bereits heute sind die beiden wichtigsten Technologien, die alkalische und die PEM-Elektrolyse, in einem technisch ausgereiften Zustand", hieß es dazu in einer ISE-Mitteilung. "Einer großskaligen Nutzung der Elektrolyse steht aus technologischer Sicht nichts im Wege." Die zur Produktion der Komponenten nötigen Verfahren würden bereits in anderen Branchen großindustriell angewendet. Handlungsbedarf bestehe vor allem auf Seiten des Gesetzgebers, der den regulatorischen Rahmen insbesondere beim Strombezug so anpassen müsse, dass Elektrolyseanwendungen wirtschaftlich werden können.

 

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