Oktober 2018

181003

ENERGIE-CHRONIK


 


Diese Grafik zeigt den den stundengewichteten Durchschnittspreis für Grundlast-Strom im vortägigen Handel an der Epex Spot von Beginn der Umstellung bis Mitte Oktober ("Phelix Base"). Erwartungsgemäß war er für die nun abgetrennte österreichische Handelszone immer höher als für das verbliebene Marktgebiet Deutschland/Luxemburg. Dabei differierte er in den beiden neu geschaffenen Handelszonen um bis zu 42 Euro pro Megawattstunde (3.10.). Die geringste Abweichung betrug 28 Cent (7.10.). Im deutschen Marktgebiet wurden in der ersten Hälfte des Monats insgesamt 8.930.128 Megawattstunden gehandelt. Die österreichische Zone erreichte mit 1.641.273 MWh weniger als ein Fünftel dieses Volumens.

Problemlose Auftrennung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone

Zum 1. Oktober wurde die bisherige deutsch-österreichische Stromhandelszone in zwei Zonen mit unterschiedlichen Börsenpreisen aufgetrennt, wie dies ein Beschluss der europäischen Regulierungsbehörde ACER vom November 2016 vorsieht (161102), der im Mai 2017 durch eine Vereinbarung zwischen den Regulierungsbehörden beider Länder umgesetzt wurde (170501). Nach Mitteilung der beteiligten Regulierungsbehörden und Übertragungsnetzbetreiber sowie der Strombörse EEX verlief die Umstellung ohne Probleme.

Die Auftrennung wurde wegen der Engpässe auf den Nord-Süd-Verbindungen im deutschen Netz und der starken Zunahme des Stromhandels erforderlich. Die für Österreich bestimmten Strommengen flossen deshalb größtenteils nicht mehr über die deutsch-österreichischen Kuppelstellen, deren Kapazität ebenfalls fast schon erschöpft war, sondern gelangten auf allerlei Umwegen über die Nachbarstaaten in das Alpenland.

Österreich sträubte sich lange gegen die netztechnisch notwendige Maßnahme

Polen und Tschechien hatten schon vor sieben Jahren damit gedroht, diese unerwünschten Stromflüsse mit Phasenschieber-Transformatoren abzublocken (120102). Inzwischen sind solche Anlagen an allen deutschen Grenzen mit den osteuropäischen Staaten in Betrieb (140811, 160307, 170104). Damit wurde es im deutschen Netz noch enger und eine politisch-wirtschaftliche Lösung durch Einführung von zwei separaten Strompreiszonen für Deutschland (weiterhin mit Luxemburg) und Österreich unausweichlich.

In Österreich hatten sich Wirtschaft und Regulierungsbehörde lange gegen diese notwendige Maßnahme gesträubt. Die Wirtschaftsverbände befürchteten einen Anstieg der Strompreise um rund 15 Prozent und drohten mit Schadenersatzforderungen. Die Wiener Regulierungsbehörde E-Control argumentierte damit, dass der Engpass innerhalb Deutschlands und nicht an der Grenze zu Österreich bestehe (161102). In der Tat waren die grenzüberschreitenden Leitungen zwischen Deutschland und Österreich aus historischen Gründen schon immer besonders leistungsfähig. Ähnlich verhält es sich bei Luxemburg. Nur deshalb konnte es nach der Liberalisierung des Strommarktes zu einer solchen grenzübergreifenden Handelszone kommen, die es sonst nirgends gibt. Den großen Mengen aus deutscher Windkraft und Braunkohle, die der Stromhandel auf den Weg nach Österreich schickt, sind aber inzwischen auch diese großzügig dimensionierten Leitungen nicht mehr gewachsen. Zwischen St. Peter in Österreich und dem Netzknoten Isar in Bayern wird deshalb eine neue 380-kV-Leitung gebaut, deren erster Abschnitt bis 2022 in Betrieb gehen soll und die zwei Jahre später im Endausbau bis zu 4.100 MW übertragen kann.

Anpassungen wurden seit Juli durch "realitätsnahe Simulationen" geprobt

In einer gemeinsamen Mitteilung unterstrichen Bundesnetzagentur und E-Control am 1. Oktober, dass "der Stromhandel zwischen den traditionell gut integrierten Märkten auch künftig in großem Umfang möglich sein" werde. Ein Stromaustausch von mindestens 4.900 Megawatt, abgesichert durch Langfristkapazitäten, sei weiterhin gewährleistet. Je nach Netzsituation kämen kurzfristig noch weitere Kapazitäten dazu. Beide Seiten hätten die notwendigen Anpassungen seit Juli durch "realitätsnahe Simulationen" geprobt. Welche Auswirkungen die Strompreiszonentrennung auf die Endkunden in Industrie, Gewerbe und Haushalten hat, werde sich erst in den kommenden Monaten zeigen. In Österreich seien leichte Steigerungen zu erwarten. Die Abschaffung der gemeinsamen Stromhandelszone werde die Strompreise aber voraussichtlich geringer beeinflussen als der allgemeine Anstieg der Großhandelspreise, der in den letzten Monaten festzustellen war.

BDEW jammert noch immer

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) bedauerte die Auflösung der deutsch-österreichischen Stromhandelszone: "Dieser Schritt widerspricht in jedem Fall dem Streben nach möglichst großen und damit liquiden Strommärken in Europa", erklärte BDEW-Hauptgeschäftsführer Stefan Kapferer. Die Auflösung bedeute "große Umstellungsprozesse bei allen Projektpartnern" und schränke die Handelsflüsse massiv ein. Außerdem sei noch nicht sicher, ob sie tatsächlich zu der erhofften Entlastung der Stromnetze führe.

 

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