Juli 2020

200703

ENERGIE-CHRONIK


Auch die EU hat jetzt eine "Wasserstoffstrategie"

Vier Wochen nach der Bundesregierung (200610) hat am 8. Juli auch die EU-Kommission ihre "Wasserstoffstrategie für ein klimaneutrales Europa" vorgelegt. Parallel dazu veröffentlichte sie eine "EU-Strategie zur Integration des Energiesystems", mit der die Vernetzung verschiedener Energieträger, Infrastrukturen und Verbrauchssektoren vorangetrieben werden soll. Ferner gründete sie eine "Europäische Allianz für sauberen Wasserstoff", die unter Beteiligung von Industrie, Verbänden, Regierungen und der Europäischen Investitionsbank eine "Investitionspipeline" zur Erzeugung von "sauberem Wasserstoff" aufbauen soll. Der Begriff umfasst dabei nicht nur elektrolytisch erzeugten "grünen" Wasserstoff aus hundertprozentig erneuerbaren Stromquellen, sondern auch "kohlenstoffarme" Verfahren zur Erzeugung dieses Energieträgers.

Zunächst geht es vor allem um "kohlenstoffarme" Verfahren

Wie die Bundesregierung will die EU-Kommission zwar die Erzeugung von "grünem" Wasserstoff" aus erneuerbaren Energiequellen möglichst ausweiten, gibt aber gleichzeitig zu bedenken, dass "kurz- und mittelfristig andere Formen CO2-armen Wasserstoffs erforderlich sind, um die Emissionen rasch zu senken und die Entwicklung eines tragfähigen Marktes zu unterstützen". Damit ist insbesondere "kohlenstoffarmer" Wasserstoff gemeint, der aus fossilen Brennstoffen mit Abscheidung und Abspeicherung des freiwerdenden Kohlendioxids gewonnen wird, sowie die elektrolytische Erzeugung des Energieträgers mit ganz normalem Strom aus dem Netz, der nur teilweise aus erneuerbaren Quellen stammt.

CO2-Abscheidung ist mittelfristig teuerer als Elektrolyse

Heute seien weder EE-basierter noch "kohlenstoffarmer" Wasserstoff konkurrenzfähig, wird in dem Papier festgestellt. Der aus fossilen Brennstoffen erzeugte Wasserstoff koste etwa 1,5 Euro pro Kilogramm. Mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) erhöhe er sich auf etwa 2 Euro und bei der CO2-freien Erzeugung mit erneuerbaren Energien auf 2,5 bis 5 Euro. Um das CCS-Verfahren wettbewerbsfähig zu machen, sei ein CO2-Preis von 55 bis 90 Euro pro Tonne erforderlich.

Die Kosten für "grünen" Wasserstoff sänken dagegen schnell. In den letzten zehn Jahren seien die Elektrolyseure bereits um 60 Prozent billiger geworden, und bis 2030 würden die Kosten des Verfahrens durch die zu erwartenden Skalierungseffekte voraussichtlich nochmals um die Hälfte auf eine Preisspanne zwischen 1,1 und 2,4 Euro pro Kilogramm sinken. In Gebieten mit billigem Strom aus erneuerbaren Energien sei dann "grüner" Wasserstoff nicht teuerer als der aus fossilen Energieträgern.

Bis 2050 sollen alle Sektoren mit CO2-frei erzeugtem Wasserstoff dekarbonisiert werden

Bis 2024 soll die Leistung der Elektrolyse-Anlagen in der EU, die derzeit weniger als 1 Gigawatt beträgt, auf mindestens 6 Gigawatt erhöht werden, womit sich jährlich 1 Million Tonnen Wasserstoff erzeugen ließen. Bis 2030 ist der weitere Ausbau auf auf eine Kapazität von 40 Gigawatt vorgesehen, was bei hundertprozentiger Verwendung von EE-Strom eine jährliche Produktion von 10 Millionen Tonnen "grünen" Wasserstoffs ermöglichen würde. In einer dritten Phase von 2030 bis 2050 soll die CO2-freie Wasserstofferzeugung in allen Sektoren eingesetzt werden können, die noch nicht dekarbonisiert wurden. Insbesondere ist an synthetische Kraftstoffe im Verkehrsbereich gedacht. In dieser Phase müsse die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien massiv gesteigert werden, da bis 2050 etwa ein Viertel davon für die Wasserstoffproduktion benötigt werde, heißt es in dem Papier.

 

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