Januar 2021

210104

ENERGIE-CHRONIK


Klimaziel für 2020 konnte wegen Corona doch noch erreicht werden

Infolge der Corona-Pandemie sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2020 erheblich zurückgegangen. Sie lagen um 42,3 Prozent unter den Emissionen des Referenzjahres 1990. Das seit 2013 geltende Klimaschutzziel, sie bis 2020 um 40 Prozent zu senken, ist damit entgegen früheren Erwartungen doch noch erreicht und sogar übertroffen worden. Haupttreiber waren die durch die Rezession bedingten Rückgänge bei Energieverbrauch, Industrieproduktion und Verkehr, relativ hohe CO2-Preise in Kombination mit niedrigen Gaspreisen sowie ein milder Winter mit geringem Heizenergieverbrauch. Das zeigen Berechnungen der Initiative Agora Energiewende, deren Ergebnisse sie am 5. Januar in ihrem Jahresrückblick vorstellte (siehe PDF).

Zwei Drittel der 2020 erreichten Minderung sind Corona-Effekte

Den Agora-Berechnungen zufolge reduzierte Deutschland seine Treibhausgasemissionen um über 80 Millionen Tonnen CO2 auf rund 722 Millionen Tonnen. Zwei Drittel dieser Minderung sind Corona-Effekte. Ohne sie hätte der Rückgang bei etwa 25 Millionen Tonnen gelegen und die Emissionsminderung gegenüber 1990 nur 37,8 Prozent betragen. Echte Klimaschutzeffekte gab es 2020 nur im Stromsektor, wo die CO2-Minderung auf den Ersatz von Kohle durch Gas und Erneuerbare Energien zurückzuführen ist. Für 2021 ist deshalb wieder mit mehr Emissionen zu rechnen.

Große Koalition hielt ihr 2013 formuliertes Klimaschutzziel bald selber für illusorisch

In ihrem Koalitionsvertrag vom November 2013 hatten Union und SPD vereinbart, die nationalen Treibhausgas-Emissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber dem Stand von 1990 zu reduzieren (131101). Das Bundeskabinett beschloß daraufhin im Dezember 2014 ein "Aktionsprogramm Klimaschutz 2020", das die Erreichung dieses Ziels durch Einsparung von 62 bis 78 Millionen Tonnen Treibhausgasen ermöglichen sollte (141204). Ein halbes Jahr später hatten Union und SPD In ihren "Eckpunkten für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende" diese Vorgabe nochmals bekräftigt (150701).

Zunächst schienen die Erfolgschancen aber sehr gering zu sein: Laut dem "Klimaschutzbericht 2015", den die damalige schwarz-rote Regierung Ende 2016 präsentierte, ergab die "Projektion" für das Jahr 2020 lediglich eine Verringerung um 33,1 Prozent (161206). Anfang 2018 rückte die Koalition sogar selber von ihrer ursprünglichen Vorgabe ab. Stattdessen hieß es nun: "Die Handlungslücke zur Erreichung des Klimaziels 2020 wollen wir so schnell wie möglich schließen. Das Minderungsziel für 2030 wollen wir auf jeden Fall erreichen." (180104).

Erst 2018 zeichnete sich eine Trendwende ab

Noch im Sommer 2018 ging die erneuerte schwarz-rote Koalition in ihrem dritten Klimaschutzbericht davon aus, dass die Minderung bis 2020 allenfalls 32 Prozent betragen werde (180611). Bis zum Jahresende zeichnete sich dann allerdings eine Trendwende ab (190414), und 2019 gingen die deutschen Treibhausgas-Emissionen mit 6,3 Prozent so stark zurück wie seit 2009 nicht mehr (200304). Angesichts dieses guten Ergebnisses prophezeite Agora Energiewende schon damals, dass aufgrund der inzwischen grassierenden Corona-Pandemie und der dadurch ausgelösten Rezession das Klimaziel aus dem Jahr 2013 doch noch erreicht werden könne (200305).

 

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