Februar 2021 |
210202 |
ENERGIE-CHRONIK |
Ein Brand in Block 1 des Kraftwerks Franken hat am 8. Februar die Fernwärmeversorgung in den Nürnberger Stadtteilen Röthenbach und Gebersdorf stark beeinträchtigt. Die Stadt Nürnberg rief den Katastrophenfall aus und richtete mit dem lokalen Versorger N-Ergie Krisenstäbe ein. Wegen des andauernden Kälteeinbruchs installierte N-Ergie für die betroffenen 1150 Anschlusspunkte sofort kleinere Behelfslösungen. Durch einen eilends herbeigeschafften mobilen Wärmeerzeuger, der ersatzweise eine Leistung von bis zu 5 MW ins Fernwärmenetz einspeist, konnte dann die volle Versorgung der betroffenen Haushalte ab 12. Februar wieder gesichert werden.
Der beschädigte Kraftwerksblock bleibt bis auf weiteres abgeschaltet. Er dient zwar je nach Witterung der zeitweiligen Unterstützung des Heizkraftwerks der N-Ergie im Stadtteil Sandreuth, das 90 Prozent des Nürnberger Fernwärmebedarfs deckt, gehört aber dem Kraftwerksbetreiber Uniper und wird von diesem normalerweise nicht mehr für die Stromerzeugung eingesetzt. Im Stadtgebiet von Nürnberg werden 65.000 Haushalte mit einer Fernwärme-Leistung bis zu 940 Megawatt versorgt. An das 350 Kilometer lange Leitungsnetz sind rund 5.500 Gebäude angeschlossen.
Die beiden Blöcke des Kraftwerks Franken werden mit Erdgas oder leichtem Heizöl befeuert. Block 1 kann neben einer elektrischen Leistung von 383 MW bis zu 30 MW Fernwärme auskoppeln. Block 2 dient mit 440 MW nur der Stromerzeugung. Wegen der relativ hohen Stromerzeugungskosten wollte E.ON den Block 1 schon bis 2014 stilllegen. Der E.ON-Nachfolger Uniper stellte dann jedoch keinen Stilllegungsantrag nach § 13b EnWG, sondern beide Blöcke wurden auf Antrag des Übertragungsnetzbetreibers TenneT gemäß § 13f EnWG befristet für systemrelevant erklärt. Die Bundesnetzagentur hat diese Einstufung zuletzt im September 2019 bis September 2021 verlängert.
Ein Leck in der Fernwärmehauptleitung, die vom Heizkraftwerk Winzerla nach Jena-Nord führt, hat am 10. Februar die Versorgung von rund 6500 Haushalten in diesem Stadtteil unterbrochen. Der Oberbürgermeister rief angesichts der herrschenden Kälte den Katastrophenfall aus. Durch einen 24-stündigen Dauereinsatz von Mitarbeitern der Stadtwerke und der Stadt, verschiedener Feuerwehren, dem Technischen Hilfswerk und der Bundeswehr konnte die schadhafte Stelle lokalisiert, freigelegt und verschweißt werden. Es handelte sich um einen ca. fünf Zentimeter langen Riss an einer Schweißnaht. Ursache könnte die hohe Belastung der Leitung gewesen sein, weil aufgrund der extremen Witterung die Temperatur des Wassers bei fast 130 Grad lag.
In Braunschweig kam es ab dem 7. Februar mehrere Tage lang zu Störungen
und teilweise zum Ausfall der Heizung bei den rund 45.000 Haushalten, die
an die Fernwärmeversorgung angeschlossen sind. Als Hauptgrund nannte der
Netzbetreiber BS Energy die zu große Feuchtigkeit der im Heizkraftwerk
Mitte verfeuerten Kohle. Hinzu kamen technische Probleme im Heizkraftwerk
West. Die Vorlauftemperatur der Wärme, die in das Fernwärmenetz
eingespeist wurde, lag deshalb nur bei 85 Grad und damit unter der für die
extreme Kälte erforderlichen Einspeisung. Erst ab 10. Februar gelang es,
die Einspeisung wieder in den Normalbereich bei 110 Grad zu bringen. Bei
BS Energy handelt es sich um die früheren Stadtwerke Braunschweig, die vor
19 Jahren privatisiert wurden (020506) und seit
2015 mehrheitlich dem französischen Veolia-Konzern gehören (041206).