Juli 2021 |
210716 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Sturmtief "Bernd" bewirkte in der Nacht vom 14. zum 15. Juli ungewöhnlich starke Regenfälle, durch die es an vielen Orten zu Hochwasser und immensen Schäden kam. Betroffen war hauptsächlich der Norden von Rheinland-Pfalz und der südöstliche Teil von Nordrhein-Westfalen, wo Bäche und kleinere Flüsse wie Ahr und Erft zu reißenden Strömen wurden und Ortschaften unter Wasser setzten. In den Fluten starben rund 170 Menschen. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft schätzte allein den Umfang der versicherten Schäden auf rund fünf Milliarden Euro. Davon entfallen bis zu 60 Prozent auf Rheinland-Pfalz und bis zu 30 Prozent auf Nordrhein-Westfalen. Der Rest von fünf bis zehn Prozent betrifft Bayern und Sachsen, wo es am folgenden Wochenende erneut zu Unwetterschäden kam.
Neben zahllosen Gebäuden, etwa 40.000 Kraftfahrzeugen, Straßen, Brücken und anderen Infrastruktureinrichtungen wurden auch die örtlichen Verteilnetze für Strom und Gas vielfach beschädigt oder zerstört. Im Gebiet des regionalen Verteilnetzbetreibers Westnetz (früher RWE, jetzt E.ON) waren zeitweise bis zu 200.000 Menschen ohne Strom, weil Ortsnetzstationen und Umspannanlagen wegen eindringenden Wassers abgeschaltet, schwer beschädigt oder gar mit den Fluten weggerissen wurden. Besonders betroffen waren die Eifel, der linksrheinische Rhein-Sieg-Kreis, der Rheinisch-Bergische Kreis und Teile des Bergischen Landes. Alle verfügbaren Westnetz-Mitarbeiter waren im Dauereinsatz mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Dadurch gelang es bis 19. Juli, die Anzahl der Menschen ohne Stromversorgung auf 30.000 zu verringern. Gegen Ende Juli waren es aber noch immer 5.800 Personen. Als Beihilfe zu den erhöhten Kosten durch strombetriebene Trockengeräte und Wasserpumpen erstattete Westnetz pauschal 200 Euro je betroffener Wohnung.
Wie der Stromerzeuger RWE mitteilte, waren auch der Tagebau Inden und das angeschlossene Kraftwerk Weisweiler massiv betroffen. Die Hochwasser führende Inde - normalerweise ein unscheinbares Flüsschen - hatte am 15. Juli einen Deich überspült und war in den Tagebau eingedrungen. Dabei wurde der 58-jährige Beschäftigte einer Partnerfirma von den Wassermassen mitgerissen. Trotz stundenlanger Suche mittels Drohnen, Polizeihubschrauber, Hundestaffel und Suchboot konnte er nicht mehr gefunden werden. Die Stromerzeugung des Kraftwerks Weisweiler musste den noch vorhandenen Reserven angepasst und reduziert werden, bis die Versorgung aus dem Tagebau wieder möglich sein würde. Die von RWE betriebenen Laufwasserkraftwerke in der Eifel, an Mosel, Saar und Ruhr hatten ebenfalls mit den Folgen des Hochwassers zu kämpfen. Bis auf die Anlagen Baldeney und Unkelmühle waren alle vorübergehend außer Betrieb.