August 2021

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ENERGIE-CHRONIK


Weltklimarat erwartet Temperaturanstieg um 1,5 Grad bereits bis 2030

Der Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) geht inzwischen davon aus, dass der weltweite Temperaturanstieg um 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit, den er in früheren Publikationen bis zum Jahr 2040 prognostizierte (181005), bereits bis 2030 eintreten wird. Dies ergibt sich aus dem ersten Teil seines 6. Sachstandsberichts zum Klimawandel, der sich mit den physikalischen Grundlagen des Klimawandels befasst und den er am 9. August veröffentlichte. Der zweite Teil, der die Auswirkungen des Klimawandels und die notwendigen Anpassungsstrategien untersucht, folgt im Februar. Bis September 2022 will der IPCC dann eine Zusammenfassung beider Berichte vorlegen.

Überschwemmungen, Hitzewellen und Dürren werden immer häufiger und verheerender

Zu den mehr als 200 Wissenschaftlern aus 66 Ländern, die an der Erstellung des Berichts beteiligt waren, gehörten auch Forscher der deutschen Max-Planck-Gesellschaft. In einer Pressemitteilung fasste diese die Folgen des nun festgestellten beschleunigten Klimawandels unter anderem so zusammen: "Katastrophen, wie wir sie in diesen Wochen erleben, drohen in Zukunft immer häufiger und verheerender zu werden. Das gilt für Überschwemmungen ebenso wie für Hitzewellen und Dürren, die verheerende Waldbrände nach sich ziehen können."

Besonders stark dürfte demnach unter anderem die Mittelmeerregion betroffen sein. Dürren und Hitzewellen werden dort wie auch in vielen anderen Gegenden der Welt zukünftig immer wahrscheinlicher. Während Hitzewellen bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur einmal in 50 Jahren auftraten, gibt es sie heute schon fast fünf Mal häufiger. Bei einer durchschnittlichen Erwärmung um 1,5 Grad Celsius werden sie wahrscheinlich fast neun Mal so oft und bei einem Temperaturanstieg von zwei Grad etwa 14 Mal so häufig auftreten. Und sie werden im Schnitt auch zwei beziehungsweise 2,7 Grad heißer als vor dem Jahr 1900. Im Vergleich zu dieser Zeit kommt es aufgrund des Klimawandels heute wahrscheinlich bereits 1,7 Mal häufiger zu Dürren, und bei einer Erwärmung um zwei Grad Celsius wird deren Zahl vermutlich um das 2,4-fache steigen.

Starkregen nimmt zu und in der Arktis schwindet im Sommer das Eis

Dass sich Hitzewellen und Dürren dem Klimawandel zuschreiben lassen, liegt vor allem an Fortschritten der Attributionsforschung. Sie ermittelt, wie sehr die Wahrscheinlichkeit für solche Extremereignisse mit einem bestimmten Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zunimmt. Demnach ist künftig etwa in manchen Regionen Europas auch vermehrt mit Starkregen zu rechnen, weil die wärmere Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann. Aus demselben Grund wird die durchschnittliche Niederschlagsmenge in höheren Breiten sogar steigen.

Einige Folgen des Klimawandels sind umkehrbar, aber längst nicht alle. So werden die Gletscher Grönlands in diesem Jahrhundert so gut wie sicher weiter schrumpfen, und auch das Sommereis der Arktis wird weiter zurückgehen. Diese Entwicklung wird für Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte nicht rückgängig zu machen sein. Ein Anstieg des Meeresspiegels um zwei Meter bis zum Jahr 2100 und um fünf Meter bis zum Jahr 2150 gilt bislang zwar noch als eher unwahrscheinlich. Beide Entwicklungen sind aber nicht auszuschließen, wenn weiter ungebremst CO2 freigesetzt wird und wenn sich die polaren Eismassen als instabiler erweisen als bislang gedacht.

Golfstrom wird sich sehr wahrscheinlich abschwächen

Die Atlantikzirkulation, die auch den Golfstrom umfasst, wird wahrscheinlich vor 2100 nicht abrupt zusammenbrechen, sich aber sehr wahrscheinlich abschwächen. Sollte sie doch zum völlig Erliegen kommen, hätte das allerdings gravierende Auswirkungen auf das Klima in Europa, wo dann weniger Niederschlag fiele, sowie auf den Monsun in Afrika, Asien und auf der Südhalbkugel.

Der Teilbericht lässt weniger denn je Zweifel daran, dass die Erderwärmung von bislang 1,1 Grad Celsius auf die menschlichen Treibhausgasemissionen zurückzuführen ist. Das heißt aber auch: Eine Reduktion der CO2-Emissionen kann eine Erwärmung über zwei Grad Celsius und vielleicht sogar über 1,5 Grad Celsius noch verhindern, so wie es das Pariser Klimaabkommen vorsieht. Allerdings müssen die CO2-Emissionen dann sehr schnell und stark gesenkt werden.

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