Februar 2024 |
240211 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Südwestdeutsche Stromhandels GmbH (Südweststrom) feierte im Februar ihr 25-jähriges Bestehen. Die 30 kommunalen Unternehmen, die am 3. Februar 1999 den Gesellschaftervertrag unterzeichneten, wollten damit ihre Wettbewerbsposition gegenüber der Energie Baden-Württemberg (EnBW) und anderen Vorlieferanten verbessern (990216), nachdem das neue Energierecht in Kraft getreten war, das die geschlossenen Versorgungsgebiete für Strom und Gas beseitigte (980401). Der Anstoß zur Gründung ging von den Stadtwerken Tübingen aus, deren Geschäftsführer Friedrich Weng jahrelang auch Chef der Südweststrom war.
An ihrem Firmensitz in Tübingen beschäftigt die Südweststrom mehr als 100 Mitarbeiter. Foto: Südweststrom
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Nach Angaben des seit 2007 amtierenden Südweststrom-Geschäftsführers Daniel Henne hat die Kooperation heute 62 Stadtwerke als Gesellschafter und beschafft Strom und Erdgas für mehr als 180 kommunale Energieversorger. Im Geschäftsjahr 2022 hatte sie einen Umsatz von 2,2 Milliarden Euro und einen Gewinn vor Steuern von 12,1 Millionen Euro. Am Firmensitz in Tübingen beschäftigt sie derzeit mehr als 100 Mitarbeiter.
Die Dienstleistungen des Gemeinschaftsunternehmens reichen von Energiehandel, Bilanzkreis- und Portfoliomanagement bis zu Marktkommunikation und Energiedatenmanagement für Erdgas- und Stromnetze. Zum Beispiel betreuen die Mitarbeiter rund um die Uhr mehr als 1.800 Bilanzkreise. Seit 2019 ermöglicht das Online-Portal SWS-Connect den Mitgliedern einen Einblick die wesentlichen Teilprozesse der energiewirtschaftlichen Wertschöpfungskette. Damit können Stadtwerke beispielsweise Angebote kalkulieren, Energie beschaffen, ihr Portfolio steuern, die Marktentwicklung verfolgen und die Bilanzierung einsehen. Aktuell nutzen rund 400 Anwender die Plattform, die permanent weiterentwickelt und erweitert wird.
Auch Mißerfolge gab es in den 25 Jahren Firmengeschichte. Vor allem scheiterte ein Steinkohlekraftwerk, das die Südweststrom gemeinsam mit der spanischen Iberdrola zunächst bei Wertheim am Main errichten wollte (061209). Aus der Verlagerung des Projekts an einen neuen Standort neben dem stillgelegten Kernkraftwerk Brunsbüttel wurde ebenfalls nichts, da sich die Spanier im Frühjahr 2008 aus der Steinkohle-Kooperation wieder verabschiedeten. Die ersatzweise als Kapitalgeber gewonnenen schweizerischen Unternehmen Rätia Energie und Groupe E zogen sich später wegen des politischen Widerstands gegen den Bau neuer Kohlekraftwerke wieder zurück (100711).
Unter diesen Umständen signalisierte im November 2011 der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer die Beerdigung des Steinkohle-Projekts, bei dem er als Aufsichtsratsvorsitzender der Stadtwerke Tübingen ein gewichtiges Wörtchen mitzureden hatte. Im Juli 2012 schrieb die Südweststrom die entstandenen Planungskosten von rund zwanzig Millionen Euro endgültig ab (120704). Im November desselben Jahres verzichtete sie außerdem auf den seit drei Jahren geplanten Kauf von 70 Prozent der Anteile am Offshore-Windpark "Bard 1". Die bereits gegründeten beiden Beteiligungs- und Projektgesellschaften wurden wieder aufgelöst (121119). Auch dieser Rückzug war eine richtige Entscheidung, wie sich bald darauf bestätigen sollte (131109).