November 2024

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ENERGIE-CHRONIK





Herzstück des Batteriespeichers sind die 324 weissen Würfel, in denen die Lithium-Ionen-Akkus untergebracht sind.
Foto: BR

Schweizer Investoren finanzieren Batteriespeicher mit 100 MW im Fichtelgebirge

Im oberfränkischen Arzberg im Fichtelgebirge wurde am 8. November im Beisein des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder einer der größten Batteriespeicher Deutschlands offiziell eingeweiht. Der Schalter, den Söder nach seiner Ansprache symbolisch umlegte, war allerdings nur eine Attrappe, weil der Anschluss an die benachbarte 110-Kilovolt-Hochspannungsleitung erst Anfang kommenden Jahres erfolgt. Falsch wäre auch die Annahme, dass das Projekt wegen der Präsenz Söders und seines Staatssekretärs Martin Schöffel mit Förderung der Landesregierung zustande gekommen sei. Sonstige Beihilfen vom Bund oder aus anderen Töpfen gab es ebenfalls nicht.

Die Ankerinvestoren des Projekts sitzen im EU-Ausland

Den Großteil der offiziell nicht mitgeteilten Baukosten tragen zwei in der Schweiz ansässige Unternehmen: Der Mehrheitsgesellschafter Reichmuth Infrastructure und der auf Batteriespeicher spezialisierte MW Storage Fund. Die Leitung des Projekts hat die MW Storage AG. Zudem sind die Bayernwerk AG und die ZukunftsEnergie Nordostbayern GmbH (ZENOB) als Investoren beteiligt. Die Bayernwerk AG ist einer der großen regionalen Verteilnetzbetreiber, in dessen Namensgebung der E.ON-Konzern das frühere bayerische Verbundunternehmen wiederaufleben lässt (131204, 181213). Die ZENOB ist ein 2011 entstandener regionaler Zusammenschluss von Kommunen mit aktuell 31 Gesellschaftern, die sich zum Ziel gesetzt haben, "die Dekarbonisierung der Energieversorgung voranzutreiben und umzusetzen".

Die Anlage in Arzberg hat eine Leistung von 100 Megawatt und eine Speicherkapazität von 200 Megawattstunden. Das reicht theoretisch, um den gesamten Landkreis Wunsiedel mit seinen rund 80.000 Einwohnern inklusive Industrie etwa zwölf Stunden lang mit Strom zu versorgen. In der Regel sind die Batterien jedoch nur zwischen 40 und 60 Prozent geladen, damit jederzeit Strom abgegeben oder eingespeist werden kann. Zur Anlage gehören ein Umspannwerk mit zwei Groß-Trafos, 24 Klein-Trafos und 24 Batterien.

EnBW baut für ihr Übertragungsnetz ebenfalls einen Batteriespeicher mit 100 MW

Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) installiert an ihrem Kraftwerksstandort in Marbach einen Großbatteriespeicher. Mit einer Leistung von 100 Megawatt (MW) und einer Kapazität von 100 Megawattstunden (MWh) werde er "der bislang mit Abstand größte Batteriespeicher im Erzeugungsbereich der EnBW sein" und "durch seinen Anschluss an das Übertragungsnetz der Transnet BW eine bedeutende Größe im gesamten süddeutschen Stromnetz darstellen", heisst es in einer Pressemitteilung vom 11. November.

Seltsamerweise unberücksichtigt bleibt bei diesem Superlativ der "Netzbooster" am Standort Kupferzell, mit dessen Bau im Juni dieses Jahres begonnen wurde und der ungefähr zur selben Zeit fertig werden soll. Dieser verfügt nämlich über die mehr als doppelt so große Leistung von 250 MW und ist ebenfalls ein Batteriespeicher, auch wenn er exklusiv für den "Redispatch" eingesetzt werden soll (201207). Vermutlich muss man den Grund für den Superlativ in der unauffälligen Einschränkung "der bislang mit Abstand größte Batteriespeicher im Erzeugungsbereich der EnBW" suchen sowie in der zeitweiligen Auseinandersetzung um die generelle Zulassung solcher "Netzbooster" (210204). Eine diesbezügliche Anfrage wurde von der EnBW bis Redaktionsschluss leider nicht beantwortet.

Der Bau der Anlage soll im kommenden Jahr beginnen. Die Inbetriebnahme ist für Ende 2025 geplant. Der Speicher wird dann von der TransnetBW zur Verbesserung der Netzregelung im süddeutschen Höchstspannungsnetz eingesetzt. Ihre Solarparks plant die EnBW bereits standardmäßig mit Batteriespeichern.

"Mit dem steigenden Anteil von Strom aus erneuerbaren Quellen wie Wind- und Solarenergie wird es immer wichtiger, Energie speichern und zu einem anderen Zeitpunkt wieder zur Verfügung stellen zu können“, unterstrich in einer Pressemitteilung vom 11. November der Leiter der Portfolioentwicklung in der Erzeugung bei der EnBW, Michael Class. "So arbeiten Windenergie- und Solaranlagen mit den flexiblen Erzeugungsanlagen Hand in Hand und machen eine Energieversorgung komplett aus Erneuerbaren Energien möglich."


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