Juli 1994 |
940712 |
ENERGIE-CHRONIK |
Eine zunächst unbekannte Substanz,
die Mitte Mai bei einem Geschäftsmann im südbadischen
Tengen eher beiläufig beschlagnahmt wurde, hat sich inzwischen
als waffenfähiges Plutonium 239 mit einem Anreicherungsgrad
von 99,7 Prozent herausgestellt. Nach Ansicht von Fachleuten kann
das Plutonium nur aus einer russischen Atombombenfabrik stammen.
Die beschlagnahmte Menge reicht für den Bau einer Bombe bei
weitem nicht aus, läßt aber befürchten, daß
auf dem Schwarzmarkt auch größere Mengen zu haben sind.
Der Fund wirft ein Schlaglicht auf die wirtschaftliche, politische
und soziale Zerrüttung der ehemaligen Sowjetunion, die auch
die dortige Atomindustrie erfaßt hat. Kanzleramtsminister
Bernd Schmidbauer wertete den Fall als "höchst besorgniserregend".
Unter anderen sind das Bundeskriminalamt, der Bundesnachrichtendienst,
Interpol und das amerikanische FBI um Aufklärung bemüht
(Spiegel,, 18.7.; Handelsblatt, 18.7.; Zeit, 29.7.; siehe auch
921013).