Dezember 1996 |
961207 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Isar-Amperwerke senken ab 1997 die Strompreise für Tarifkunden in der oberbayerischen Stadt Waldkraiburg. Etwa zwei Dutzend weitere Gemeinden im Versorgungsgebiet, die eine ähnlich günstige Versorgungsstruktur aufweisen, sollen ebenfalls in den Genuß von Tarifsenkungen kommen. Damit sind die Isar-Amperwerke bundesweit der erste Regionalversorger, der innerhalb seines Versorgungsgebiets den Kunden unterschiedliche Preise anbietet und so das Prinzip gleicher Tarife für Stadt und Land aufgibt.
Wie andere Regionalversorger stehen die Isar-Amperwerke vor dem Problem, daß sich bei einem einheitlichen Preisgefüge für Stadt und Land die Gründung von Stadtwerken für einzelne Gemeinden lohnen könnte, weil die tatsächlichen Verteilungskosten sehr unterschiedlich sind. Durch ein Ausscheren dieser Gemeinden würde aber letzten Endes die Gesamtstruktur des Versorgungsgebiets verschlechtert und dadurch der Strompreis für das verbleibende Versorgungsgebiet in die Höhe getrieben. Ähnlich wie Schleswag (951204 u. 960311) und Essag (961106) hatten deshalb die Isar-Amperwerke bei der zuständigen Aufsichtsbehörde die Genehmigung eines differenzierten Strompreises beantragt. Diesem Antrag wurde wegen juristischer Bedenken nicht stattgegeben. Das bayerische Wirtschaftsministerium war jedoch einverstanden damit, daß die Stromverteilung in Waldkraiburg künftig zu gesenktem Tarif durch eine neu gegründete Tochterfirma erfolgt, die als IGE Isar-Amper Gesellschaft für Städte-Energieversorgung GmbH mit Sitz in München formal die Geschäfte führt. Auch das Bundeswirtschaftsministerium sieht im Konstrukt der Isar-Amperwerke einen geeigneten Weg, um eine Differenzierung des Strompreises entsprechend den tatsächlichen Verteilungskosten vornehmen zu können (SZ, 6.12. u. 14.12.; Handelsblatt, 14.12.).
Nach Durchführung aller derzeit erwogenen Tarifsenkungen werden etwa ein Fünftel der nahezu 800 000 Tarifkunden der Isar-Amperwerke in Oberbayern niedrigere Strompreise zahlen. Den dadurch entstehenden Erlösausfall beziffert das Unternehmen mit jährlich bis zu 12 Millionen Mark. Es werde deshalb aber nicht zu Preisanhebungen im übrigen Gebiet kommen: Durch eine bereits vor Jahren begonnene Änderung der Organisation sei es möglich, die eingesparten Kosten nunmehr in Form der Preissenkungen weiterzugeben.
Für die etwa 25 000 Einwohner zählende Stadt Waldkraiburg kommt die Tarifsenkung insofern zu spät, als die Gemeinde bereits beschlossen hat, die Stromverteilung demnächst in eigene Regie zu übernehmen. Allerdings dürfen die Stadtwerke dann keine höheren Tarife verlangen als die jetzt in Kraft tretenden. Es ist daher fraglich, ob sich die beträchtlichen Kosten für den Kauf und die Unterhaltung des Netzes für die Gemeinde noch lohnen werden.
Das Badenwerk hat beim baden-württembergischen
Wirtschaftsministerium die Gründung einer eigenen Stromversorgungsgesellschaft
für die Stadt Waldkirch beantragt, die rund zehn Prozent
niedrigere Strompreise anbieten soll. Das Unternehmen reagierte
damit auf einen Beschluß des Gemeinderats, eigene Stadtwerke
zu gründen (SZ, 21.12.).