Februar 1999 |
990225 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Diskussion um die noch immer ungeklärten Ursachen der Leukämie-Häufungen in der Nähe des Kernkraftwerks Krümmel ist durch eine Pressemitteilung der Fraunhofer Arbeitsgruppe für Toxikologie und Umweltmedizin in Hamburg neu angefacht worden: Offenbar in der Absicht, medienwirksam für ihre Arbeit zu werben und finanzielle Mittel lockerzumachen, spekulierten die Hamburger Toxikologen über eine Verursachung der Leukämie-Fälle durch Haloether aus tschechischen Chemie-Abwässern, der in Elbwasser-Proben festgestellt wurde. Der Epidemiologe Eberhard Greiser, der derzeit im Auftrag Niedersachsens und Schleswig-Holsteins für rund sechs Millionen Mark erneut eine umstrittene epidemiologische Studie zu diesem Thema durchführt (961115), erklärte verärgert: "Die reiten auf der Leukämie-Welle, um ihrer Forderung nach finanzieller Unterstützung mehr Gewicht zu geben" (SZ, 9.2. u. 16.2.).
Die Süddeutsche Zeitung (16.2.) kommentierte:
"Mit selbstgeschmiedeten Wissenschaftler-Schlagzeilen wird
man künftig mehr denn je leben müssen. Sie sind der
Tribut an das moderne Wissenschaftssystem, in dem der Forscher
immer mehr auch Unternehmer sein soll. Nur: Wer Forscher zu stark
in diese Rolle drängt, muß damit rechnen, daß
die Seriosität mancher wissenschaftlicher Aussagen das Niveau
einer Waschmittelwerbung kaum mehr übertrifft." Daß
die Rechnung der Hamburger Fraunhofer-Forscher nicht aufging,
sei sicher auch darauf zurückzuführen, daß sich
im Streit um die Leukämie-Fälle bei Krümmel erst
unlängst die Physikerin Inge Schmitz-Feuerhake "mehrfach
wissenschaftlich demontiert" habe (siehe
981123).