September 1999 |
990901 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Aufsichtsräte von Veba und Viag billigten am 26.9. die geplante Fusion der beiden Konzerne. Sie soll zum 1. Januar 2000 in Kraft treten und auf außerordentlichen Hauptversammlungen im Februar rückwirkend bestätigt werden. Für den Sommer ist die Verschmelzung der beiden Obergesellschaften geplant. Zugleich wird das operative Geschäft im Energie- und Chemiebereich wie vorgesehen neu strukturiert (siehe 990801). Der Name des neuen Unternehmens steht noch nicht fest.
Das Land Bayern, das bisher mit 25,1 Prozent größter Anteilseigner der Viag ist, verkauft für 3,1 Milliarden Mark eine Beteiligung von 10 Prozent an die Veba. Die verbleibenden 15 Prozent Viag-Anteile sichern dem Land eine Beteiligung von rund fünf Prozent an dem neuen Konzern, da das Wertverhältnis für die Verschmelzung bei 67 Prozent für die Veba und 33 Prozent für die Viag liegt. Diese restliche Landesbeteiligung soll in der nächsten Legislaturperiode verkauft werden, die 2003 beginnt.
Der neue Konzern wird sich auf die Geschäftsfelder Energie (PreussenElektra und Bayernwerk) und Chemie (Degussa-Hüls und SKW Trostberg) konzentrieren. Auf Wunsch Bayerns soll die Sparte Telekommunikation der Viag im Konzern verbleiben. Im Strombereich würde das neue Unternehmen - falls sich bis dahin keine größere Fusion ergibt - in Deutschland führend sein. Europaweit würde es den dritten Platz nach den Staatskonzernen EDF (Frankreich) und Enel (Italien) belegen. Die Gesamtzahl von derzeit noch mehr als 200 000 Mitarbeitern wird sich durch den Verkauf von Geschäftsfeldern voraussichtlich um die Hälfte verringern. Außerdem entfallen infolge der Fusion rund 2500 Arbeitsplätze, vor allem im Strombereich (FAZ, 28.9.).
Unklar ist noch, welche Bedingungen das Bundeskartellamt stellen will, mit dem beide Partner die Fusion bereits besprochen haben. Beobachter halten es für möglich, dass sich Veba und Viag unter anderem von ihren Anteilen an der Berliner Bewag (23 bzw. 26 Prozent) trennen müssen. Dasselbe gilt für das Aktienpaket der Viag an der VEW AG (20 Prozent). Kartellamtschef Dieter Wolf ließ bisher nur verlauten, dass er eine derartige Großfusion von einer reibungslos funktionierenden Durchleitung abhängig zu machen gedenkt und dass die neue Verbändevereinbarung in dieser Hinsicht trotz eines "deutlichen Fortschritts" wegen der vorgesehenen Aufteilung Deutschlands in zwei Handelszonen noch zu wünschen übrig lasse. Unklar ist ferner, welche Auswirkungen die Fusion auf die ostdeutsche Verbundgesellschaft Veag haben könnte, an der PreussenElektra und Bayernwerk mit zusammen 48,75 Prozent beteiligt sind (siehe 940901). Ein Bericht der "Berliner Zeitung", wonach die Veag in den neuen Konzern integriert werden soll, wurde von einer Viag-Sprecherin als "spekulativ" bezeichnet (DPA, 6.9.; Berliner Zeitung, 17.9. u. 18.9.; SZ, 1.10.).