Februar 2000 |
000209 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Gesellschafter der Veag Vereinigte Energiewerke AG beschlossen am 9.2. ein Maßnahmenpaket zur Stützung des notleidenden ostdeutschen Verbundunternehmens. Es verbilligt den Strombezug für die Veag aus den Kraftwerken Schkopau, Rostock und Moorburg, an denen die PreussenElektra und andere Veag-Gesellschafter maßgeblich beteiligt sind, und sieht die schnellstmögliche Fusion des ostdeutschen Verbundunternehmens mit dem Braunkohleförderer Laubag vor. Außerdem wollen die Gesellschafter entsprechend ihren jeweiligen Anteilen der Veag einen Kreditrahmen in Höhe von insgesamt einer Milliarde Mark einräumen. Parallel dazu muss die Veag verstärkte Anstrengungen zur Kostensenkung unternehmen und alle nicht unbedingt notwendigen Ausgaben unterlassen. Insgesamt soll so das Unternehmen um zwei Milliarden Mark entlastet werden. Ein entsprechend modifizierter Finanzplan des Veag-Vorstands wurde am 15.2. vom Aufsichtsrat gebilligt.
Wie die Frankfurter Allgemeine (10.2.) berichtet, hielt der PreussenElektra-Chef und Veag-Aufsichtsratsvorsitzende Hans-Dieter Harig zunächst einen Kredit von knapp zwei Milliarden Mark für erforderlich. Er habe sich damit aber gegenüber den anderen Gesellschaftern nicht durchsetzen können. Auch der jetzt erzielte Kompromiss kam nur mit Mühe zustande und muss erst noch von den Aufsichtsgremien der Gesellschafter gebilligt werden.
Die größten Veag-Aktionäre sind RWE Energie und PreussenElektra (jeweils 26,5 %) sowie das Bayernwerk (22,5 %). Ferner besitzen Bewag, EnBW, HEW und VEW jeweils 6,25 %. Die Laubag gehört zu 55 Prozent der RWE-Tochter Rheinbraun, zu 30 Prozent der PreussenElektra und zu 15 Prozent dem Bayernwerk. Die Anteilseignerstruktur der Laubag soll noch vor der geplanten Fusion derjenigen der Veag angepasst werden.
Über das im vergangenen Jahr diskutierte Modell zur Stabilisierung der Veag (991002, 991105 u. 991204) konnten die Gesellschafter bisher keine Einigung erzielen. Sie lehnen es aber in jedem Falle ab, das bis 2005 erwartete Defizit von mehr als vier Milliarden Mark allein zu tragen. Hilfsweise schlugen sie Bundeswirtschaftsminister Werner Müller vor, die Finanzierungslücke der Veag durch Einführung einer bundesweiten Strom-Sonderabgabe auszugleichen, die binnen fünf Jahren von anfangs 0,2 Pfennig pro Kilowattstunde auf Null abgesenkt wird. Ferner erwarten sie von der Bundesregierung eine Anpassung der Privatisierungsverträge (940901) mit der Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BVS): Die zweite Kaufpreisrate für die Veag müsse ebenso entfallen wie die Vertragsstrafe für bislang nicht getätigte Investitionen. Für die vereinbarten Laubag-Zahlungen an die BVS sei ebenfalls keine Substanz vorhanden (Berliner Zeitung, 10.2.; FAZ, 15.2.; Handelsblatt, 16.2.).
Bundeswirtschaftsminister Müller sprach sich am 2.2. für die Erhaltung der bisherigen Eigentümerstruktur der Veag aus. In gleich lautenden Briefen an die Gesellschafter mahnte er erneut die Verwirklichung des im Vorjahr diskutierten Stabilisierungsmodells an. Als Gegenleistung stellte er eine Anpassung der Privatisierungsverträge zugunsten der Eigentümer in Aussicht (Berliner Zeitung, 11.2.).