Juni 2000

000605

ENERGIE-CHRONIK


Bundesregierung dringt auf "richtigen Eigentümerwechsel" bei der Veag

Die Bundesregierung will beim anstehenden Verkauf des ostdeutschen Verbundunternehmens Veag (000507) auf einen "richtigen Eigentümerwechsel" dringen. Außerdem wünscht sie, dass der Eigentümerwechsel zügig und reibungslos vollzogen werde, erklärte Bundeskanzler Gerhard Schröder am 22.6. anlässlich der offiziellen Inbetriebnahme des neuen Veag-Braunkohlekraftwerks Lippendorf bei Leipzig. Die Käufer müssten alle Rechten und Pflichten der Alteigentümer übernehmen, die Veag als eigenständigen Energieversorger erhalten, die Verstromung der ostdeutschen Braunkohle im bisherigen Umfang gewährleisten sowie die Arbeitsplatzgarantie einhalten (Hann. Allgemeine, 23.6.; Berliner Zeitung, 23.6.).

Ihr Interesse am Einstieg bei der Veag bekundeten bisher unter anderen Bewag/Southern, Tractebel, HEW/Vattenfall und NRG Energy (000107). HEW und Vattenfall haben inzwischen mit dem amerikanischen Energiekonzern NRG Energy ein gemeinsames Bieterkonsortium gebildet, um mindestens ein Anteil von 44 % an der Veag zu erwerben. Gute Chancen werden auch der Berliner Bewag mit ihrem US-Großaktionär Southern eingeräumt: Er kenne bisher keinen anderen Kaufinteressenten, der zugesichert habe, alle Auflagen der Bundesregierung erfüllen zu wollen, erklärte Bundeswirtschaftsminister Werner Müller gegenüber der Financial Times Deutschland (23.6.).

Die Veag ist durch die Liberalisierung des Marktes und den damit einhergehenden Verfall der Strompreise in eine schwierige Lage geraten, da sich die enormen Investionen in die marode Verbundwirtschaft der ehemaligen DDR - allein die beiden neuen Blöcke in Lippendorf kosten 4,8 Milliarden Mark - erst langfristig rentieren. Zugleich ergibt sich durch die Fusionen von Veba/Viag und RWE/VEW die Notwendigkeit eines Eigentümerwechsels, da diese Konzerne bisher die Haupteigentümer der Veag sind und ihre Fusionen ohne den Rückzug aus dem ostdeutschen Verbundunternehmen von den Kartellbehörden nicht genehmigt bekommen. Im einzelnen besitzen RWE Energie und PreussenElektra jeweils 26,5 % und das Bayernwerk 22,5 % der Veag. Ferner besitzen Bewag, EnBW, HEW und VEW jeweils 6,25 %. der Anteile.