April 2002 |
020409 |
ENERGIE-CHRONIK |
Einen "dramatischen Preisanstieg" für Regelenergie kritisierte am 17. April der Verband der Industriellen Industrie- und Kraftwirtschaft (VIK). Innerhalb eines Jahres seien die Preise für die Primär- und Sekundärregelleistung um 90 bis 150 Prozent gestiegen. Die Netzbetreiber würden diese Kosten im Rahmen der Systemdienstleistungen an die Netznutzer weiterreichen. Die Preiserhöhungen seien indessen nicht stichhaltig begründet. Der VIK habe deshalb Beschwerde beim Bundeskartellamt eingelegt. Es dränge sich der Verdacht auf, daß die derzeit noch wenigen Anbieter von Regelenergie ihre marktbeherrschende Stellung mißbräuchlich ausnutzen würden. Die VIK-Pressemitteilung deutete an, daß die Preistreiberei von den Kraftwerksgesellschaften ausgehe, die im Rahmen der Konzerne eng mit den Netzbetreibern verbunden seien.
Die Beschwerden richten sich gegen die E.ON Netz GmbH und RWE Net AG. Die erstere habe die Netznutzungsentgelte für die Höchstspannungsebene bereits zum 1. Februar 2002 um rund 18 Prozent erhöht. RWE Net habe für die Höchstspannungsebene eine Preiserhöhung um rund 12 Prozent zum 1. Mai 2002 angekündigt.
RWE schreibt den Bezug von Regelenergie seit 1. Februar 2001 aus. Der Konzern befolgte damit eine Auflage des Bundeskartellamts im Zuge seiner Fusion mit VEW. Die Primär- und Sekundärregelreserven werden halbjährlich ausgeschrieben, die Minutenreserve seit August 2001 täglich. Als zweites Unternehmen folgte der E.ON-Konzern (010812).
Im Zuge seiner Ermittlungen gegen 22 Stromnetzbetreiber (010902) nahm das Bundeskartellamt auch die Regelenergie ins Visier: Es eröffnete Mißbrauchsverfahren gegen die Bewag AG, die EnBW Transportnetze AG, die Hamburgische Electricitäts-Werke AG (HEW) und die VEAG Vereinigte Energiewerke AG, weil der Verdacht bestehe, daß sie ihren Wettbewerbern "unangemessene und zum Teil fiktive Kosten für die Ausgleichsenergie in Rechnung stellen" (011006). Daraufhin erklärte sich auch die Energie Baden-Württemberg (EnBW) bereit, ab 1. August 2002 ihren Bedarf an Regelenergie am Markt zu decken (020203). Wie die EnBW am 3. April ergänzend mitteilte, will sie die Minutenreserve ab 1. November auf zwei Monate, ab 1. Januar 2003 auf einen Monat und ab 1. Februar 2003 täglich ausschreiben..