Juni 2002 |
020601 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Energie Baden-Württemberg (EnBW) und der italienische Energiekonzern Eni erwerben gemeinsam eine Mehrheit von 62,22 Prozent an der Gasversorgung Süddeutschland GmbH (GVS), die über ihr 1881 Kilometer langes Fernnetz Baden-Württemberg und das angrenzende Ausland mit Erdgas versorgt (siehe Karte). Entsprechende Kaufverträge wurden am 27. Juni 2002 unterzeichnet. Sie stehen noch unter dem Vorbehalt, daß die Kartellbehörden der Transaktion zustimmen.
Das Gemeinschaftsunternehmen von EnBW und Eni übernimmt damit die bisherigen Beteiligungen des Landes Baden-Württemberg (25 Prozent), der Mannheimer MVV (26,25 Prozent) sowie vier weiterer kommunaler Gesellschafter (zusammen 10,97 Prozent). Die sich daraus ergebende Beteiligung von 62,22 Prozent soll noch ergänzt werden um den Erwerb des 33,4-Prozent-Anteils, den die EnBW bereits über die Neckarwerke Stuttgart (000206, 000707) kontrolliert, so daß sich die Beteiligung auf 95,62 Prozent erhöht. Mit den beiden Kommunen, welche die restlichen 4,38 Prozent besitzen, wurden Optionsvereinbarungen abgeschlossen.
Die beiden Konzerne lassen sich den 62,22-Prozent-Anteil an der GVS rund 448 Millionen Euro kosten. Das Land Baden-Württemberg bekommt davon 180 Millionen Euro und behält außerdem noch einen Gewinnanspruch für das laufende Geschäftsjahr. Wie der baden-württembergische Finanzminister Gerhard Stratthaus (CDU) mitteilte, haben sich die Käufer verpflichtet, die GVS mindestens zehn Jahre lang als eigenständiges Unternehmen weiterzuführen.
Die Pläne zur gemeinsamen Übernahme der GVS durch EnBW und Eni waren vor knapp einem Jahr bekannt geworden ( 010805), nachdem die CDU-Fraktion im Stuttgarter Landtag zunächst einen südwestdeutschen Energiekonzern unter Einbeziehung der Mannheimer MVV anvisiert hatte ( 980207). Neben der EnBW hatten auch der US-Energiekonzern Duke Energy und die BASF-Tochter Wintershall Angebote unterbreitet. Der US-Konzern soll sogar 500 Millionen Euro geboten haben, während Wintershall für die Übernahme der Anteile des Landes und der Kommunen nur 350 Millionen Euro zu zahlen bereit war.
Die GVS wurde 1961 gegründet. Sie versorgt rund 750 Städte und Gemeinden in Baden-Württemberg mit Erdgas. Mit einem Absatz von 74.223 Gigawattstunden und einem Umsatz von rund 1,7 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2000/2001 ist sie der viertgrößte deutsche Gasversorger.