September 2007

070907

ENERGIE-CHRONIK


Steag, Degussa und RAG-Immobilien firmieren jetzt als "Evonik"

Die profitablen Bereiche des RAG-Konzerns firmieren seit 12. September als "Evonik" und sollen unter dieser neuen Bezeichnung im ersten Halbjahr 2008 an die Börse gebracht werden. Die "Evonik Industries AG" tritt die Nachfolge der bisherigen RAG Beteiligungs AG an. Die bisherigen RAG-Töchter Steag, Degussa und RAG-Immobilien werden zu Evonik-Geschäftsfeldern. Der alte Name RAG wird nur noch für die Bergbaugesellschaft verwendet. Als erste größere Aktion unter dem neuen Firmenschild übernahm der nunmehrige Evonik-Chef Werner Müller 0,6 Prozent der RWE-Aktien (070908).

Werbekampagne zur Einführung des neuen Kunstnamens


Das neue Markenzeichen von "Evonik Industries" in der Firmenfarbe "Deep Purple"

Während sich die Bezeichnung RAG vom Kürzel der früheren "Ruhrkohle AG" ableitete, handelt es sich bei "Evonik" um einen reinen Kunstnamen nach Art von E.ON (000306). Nach dem Willen der Erfinder soll der Name Evonik in möglichst vielen Sprachen "kantig, prägnant und zeitlos" ein Industrieunternehmen assoziieren. Zur Propagierung der neuen Marke, zu der auch die neue Unternehmensfarbe "Deep Purple" (Purpurrot) gehört, startete der bisherige RAG-Konzern eine großangelegte Werbekampagne, die unter dem Motto "Wer macht denn so was?" einzelne Produkte und Dienstleistungen aus den drei Geschäftsfeldern Energie, Chemie und Immobilien vorstellt.

WAZ beklagt sich über Benachteiligung bei Anzeigenvergabe

Im Zusammenhang mit dieser Werbekampagne beschwerte sich die "Westdeutsche Allgemeine" (WAZ) über ihre Benachteiligung bei der Anzeigenvergabe. Wie ein WAZ-Sprecher sagte, wurden in vergleichbaren Zeitungen drei Mal so viele Anzeigen geschaltet wie in den WAZ-Titeln. Der Grund sei offenbar, daß die WAZ kritisch über RAG-Chef Werner Müller berichtet habe. Der WAZ-Gruppe sei durch diesen Entzug von Anzeigen eine Million Euro Umsatz entgangen. Der Konzern wies diese Darstellung zurück.

Seit 1997 nur noch RAG statt Ruhrkohle AG

Die RAG entstand 1969 aus der Zusammenfassung der verbliebenen Zechen an der Ruhr in der Ruhrkohle AG (RAG). Seit 1997 verwendete das Unternehmen nur noch den ehemaligen Kürzel und firmierte als "RAG Aktiengesellschaft". In einem weiteren Schritt wurde 1998 auch der Saarbergbau einbezogen und unter dem Dach der RAG mit den Ruhr-Zechen zur "Deutsche Steinkohle AG" zusammengelegt (980915, 020514). Neben diesem hochsubventionierten und tendenziell schrumpfenden Bergbau-Bereich verfügte die RAG über eine Reihe weiterer Unternehmen wie die Steag, die zwar profitabel waren, aber mit ihren Erlösen die defizitäre Deutsche Steinkohle AG stützen mußten. Seit Frühjahr 2005 betrieb der neue RAG-Chef Werner Müller (030404) die Verselbständigung dieser profitablen Bereiche im Rahmen einer Stiftung, um sie für einen Börsengang attraktiv zu machen, wobei die Erlöse der Stiftung weiterhin der Abdeckung der Steinkohle-Lasten zugute kommen sollten (050405). Es gelang Müller auch, diese Pläne gegen alle Widerstände durchzusetzen (060809). Im August 2007 erklärten sich alle bisherigen RAG-Großaktionäre zur Abtretung ihrer Anteile an die neu gegründete Stiftung bereit (070811). Politisch flankiert wird der Umbau des RAG-Konzerns durch das "Steinkohlefinanzierungsgesetz", das sich noch in der parlamentarischen Beratung befindet (070911).

Zunächst wollte Müller den Vorsitz der Stiftung übernehmen, die als Aufsichtsrat der neuen "Evonik Industries AG" fungiert und damit dieser übergeordnet ist. Er scheiterte aber am Widerstand des Düsseldorfer Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers (CDU) und begnügte sich deshalb mit einem neuen Vertrag, der ihm die Führung des Evonik-Konzerns bis Mitte 2011 sichert (070811).