Dezember 2008 |
081211 |
ENERGIE-CHRONIK |
E.ON hat nicht die Absicht, die Planung der Süddeutschen Erdgas-Leitung (SEL) aufzugeben. Dies teilte der Konzern dem baden-württembergischen Wirtschaftsminister Ernst Pfister (FDP) mit. Die Nachricht erfreute zwar den Minister, enttäuschte aber zahlreiche Grundstückseigentümer und Bürgerinitiativen, die nun weiter darum kämpfen wollen, daß die Leitungsverlegung im Bereich ihrer Gemeinden unterbleibt.
Wie Pfister am 12. Dezember mitteilte, hatte er sich nach dem Rückzug von Wingas sofort an E.ON gewandt und für die Weiterführung des Projekts geworben, da es aus Sicht des Erzeugungsstandortes Baden-Württemberg von erheblicher Bedeutung sei. Der Konzern habe ihm daraufhin versichert, daß er den Bau der Gaspipeline weiter betreiben werde. Deshalb werde auch an den bestehenden und noch ausstehenden Planfeststellungsbeschlüssen festgehalten.
In den Medien war der Ausstieg der Wingas aus dem Gemeinschaftsprojekt als genereller Planungsstopp gedeutet worden. Zum Beispiel hieß es in der FAZ: "BASF kippt Gasleitungsprojekt – Wegen großer Zweifel an der Wirtschaftlichkeit wird eine 500 Kilometer lange Gasleitung durch Süddeutschland nicht gebaut."
In Wirklichkeit dürfte es nur ein Vorwand und Ablenkungsmanöver sein, wenn die Wingas ihren Rückzug aus der SEL mit der Einbeziehung der Ferngasnetzbetreiber in die Regulierung und einer sich daraus ergebenden mangelnden Wirtschaftlichkeit des Projektes begründet. Das wirkliche Motiv für den Ausstieg ist eher eine strategische Neubewertung der SEL unter dem Blickwinkel der russischen Gasexportinteressen. Den daraus resultierenden Rückzug aus dem Projekt nahm die Wingas allerdings zum willkommenen Anlaß, die Bundesnetzagentur unter Druck zu setzen, damit sie die Ferngasnetzbetreiber wieder von der Kostenüberprüfung ausnimmt und insbesondere die beantragten Sonderrechte für die geplanten Erdgas-Leitungen OPAL und NEL einräumt (081102).
Dem Bau der SEL wird auch aus Sicht der EU große Bedeutung beigemessen, da sie die Anbindung an die geplante Pipeline "Nabucco" herstellt, die künftig die Versorgung Europas mit Erdgas aus dem Bereich des Kaspischen Meers und des Nahen Ostens unter Umgehung Rußlands ermöglichen soll (080206). Die russischen Interessen verpflichtete Wingas möchte dagegen "Nabucco" eher verhindern. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, weshalb der Bau der SEL für Wingas inzwischen nicht mehr denselben Stellenwert hat wie in der Anfangsphase der Planung.