Juni 2009 |
090605 |
ENERGIE-CHRONIK |
Nach fünf Jahren Fingerhakeln endlich einig: Bei der Unterzeichnung des Beteiligungsvertrags in Sankt Petersburg lächeln hier v.l.n.r. der Leiter der Moskauer E.ON Ruhrgas-Vertretung, Reiner Hartmann, der Vorstandsvorsitzende Bernhard Reutersberg, der russische Präsident Dimitri Medwedew und Gazprom-Chef Alexej Miller. Pressefoto Gazprom
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Fünf Jahre nach Unterzeichnung der ersten Absichtserklärung (040808) haben Gazprom und E.ON die Beteiligung des deutschen Konzerns am neuen Gasfeld Juschno Russkoje endlich perfekt gemacht. Am 5. Juni unterzeichneten Gazprom-Chef Alexej Miller und Bernhard Reutersberg als Vorstandsvorsitzender der E.ON Ruhrgas in Sankt Petersburg die entsprechende Detailvereinbarung. Noch in diesem Jahr soll der Erwerb von knapp 25 Prozent an Juschno Russkoje durch E.ON vollzogen werden.
Vorausgegangen war ein jahrelanges Tauziehen um die Gegenleistung, die E.ON für die Beteiligung erbringen sollte. Gazprom wollte das Geschäft als Hebel benutzen, um bei E.ON Ruhrgas einzusteigen. Als der E.ON-Konzern dies ablehnte, verlor er die Rolle des privilegierten Partners. Stattdessen schloß Gazprom eine Beteiligungsvereinbarung mit der BASF und deren Tochter Wintershall (050404), die ein Jahr später bindend gemacht wurde und der Gazprom mit Hilfe der BASF den Weg in den westeuropäischen Markt ebnete (060403). Von E.ON verlangte Gazprom nun zumindest die Beteiligung an anderen Tochterunternehmen (060313). Die daraufhin von E.ON eingeräumte Beteiligung in Ungarn und an Gaskraftwerksprojekten befriedigte die Russen aber auch nicht (060703). Sie bestanden auf der Überlassung bedeutender Geschäftsanteile am westeuropäischen Markt (071209). Am Ende einigte man sich darauf, daß Gazprom knapp drei Prozent eigene Aktien erhält, die bisher von E.ON Ruhrgas als indirekte Beteiligung über das Gemeinschaftsunternehmen ZAO Gerosgaz gehalten werden (081010). E.ON verfügt dann nur noch über die direkte Beteiligung von 3,5 Prozent, die bereits von der ehemaligen Ruhrgas AG erworben wurde.
Juschno Russkoje verfügt über Reserven von mehr als 600 Milliarden Kubikmetern Erdgas und zählt damit zu den größten Gasfeldern der Welt. Eigentümer der Förderlizenz und gleichzeitig Betreiber ist die russische OAO Severneftegazprom (SNGP), die künftig mehrheitlich Gazprom und zu jeweils knapp 25 Prozent E.ON Ruhrgas und Wintershall gehören wird.
"Wir freuen uns über den erfolgreichen Abschluss der Beteiligungsverhandlungen", ließ E.ON-Chef Wulf Bernotat mitteilen. "Damit vertiefen wir unsere langjährige, vertrauensvolle Partnerschaft mit Gazprom und leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit Deutschlands und Europas." Und auch Gazprom-Chef Miller sah die geschäftlichen Beziehungen zwischen beiden Konzernen "von gegenseitigem Vertrauen und Freundschaft geprägt".
Vor der norwegischen Küste wurde jetzt ein neues, riesiges Erdgasfeld entdeckt.
Es befindet sich 3800 Meter unter dem Meeresboden und mehr als 5000 Meter unter der
Wasseroberfläche. Die Entfernung zur Küste beträgt rund 400 Kilometer.
Entdecker der Quelle "Gro" ist ein Gemeinschaftsunternehmen, das zur Hälfte
dem Shell-Konzern gehört. Außerdem sind die norwegische Statoil Hydro mit
40 Prozent und die Gaz de France mit zehn Prozent beteiligt. Trotz der technischen
Schwierigkeiten sind die Unternehmen zuversichtlich, das Vorkommen erschließen
zu können, und forschen nach weiteren solchen Feldern weitab von der Küste
in der tiefen Nordsee.