November 2009

091106

ENERGIE-CHRONIK


RWE und E.ON gründen Gemeinschaftsunternehmen für Bau von Kernkraftwerken in Großbritannien

RWE und E.ON haben ein Gemeinschaftsunternehmen für den Bau von Kernkraftwerken in Großbritannien gegründet, das am 16. November unter dem Namen "Horizon Nuclear Power" die Arbeit aufnahm. Wie die beiden Konzerne am 5. November mitteilten, halten sie über ihre britischen Töchter E.ON UK und RWE npower jeweils fünfzig Prozent der Anteile. Bis 2025 wollen RWE und E.ON an den Standorten Wylfa und Oldbury neue Kernkraftkapazitäten im Umfang von rund 6.000 MW errichten. Das erste Kernkraftwerk soll bis 2020 in Betrieb gehen. Die Investitionen für das gesamte Neubauprogramm werden auf mehr als 15 Milliarden Pfund (16,7 Milliarden Euro) veranschlagt.

Hinsichtlich des Reaktortyps wurde noch keine Entscheidung getroffen. Neben dem Europäischen Druckwasser-Reaktor (EPR) von Areva käme der AP 1000 von Westinghouse in Frage. Die endgültige Auswahl des Reaktorlieferanten solle "möglichst früh im kommenden Jahr erfolgen", hieß es in der Pressemitteilung.

Insgesamt sind derzeit in Großbritannien an fünf Standorten Kernkraftwerke geplant: Die Electricité de France (EDF) will in Hinkley Point (Somerset) und Sizewell (Suffolk) jeweils zwei Reaktoren vom Typ EPR mit einer Leistung von insgesamt 6600 MW errichten, die bis 2017 bzw. 2019 ans Netz gehen. Außerdem plant die spanische Iberdrola zusammen mit GDF Suez und dem britischen Energieversorger Scottish & Southern in Sellafield (Cumbria) die Errichtung eines Kernkraftwerks mit 3600 MW, das bis 2020 den Betrieb aufnehmen soll.

E.ON und RWE halten weltweit derzeit Anteile an 23 Kernkraftwerksblöcken. In Deutschland kooperieren die beiden Unternehmen an zwei Standorten von Kernkraftwerken, wobei RWE jeweils Mehrheitseigentümer und Betriebsführer ist: In Gundremmingen verfügt E.ON als Nachfolgerin des Bayernwerks über jeweils 25 Prozent an den Blöcken B und C (090202). In Lingen besitzt E.ON 12,5 Prozent aus der früheren Minderheitsbeteiligung der Elektromark am Kernkraftwerk Emsland, die 1994 von der Vorgängerin PreussenElektra erworben wurden (930704).

Türkei widerruft Ausschreibung für Kernkraftwerk

Die Türkei hat am 20. November die Ausschreibung für den Bau ihres ersten Kernkraftwerks widerrufen. Die Frist für die Beteiligung an dem Ausschreibungsverfahren war schon vor über einem Jahr am 24. September 2008 abgelaufen. Bis dahin hatte sich als einziger Anbieter ein Konsortium beworben, zu dem neben den russischen Staatsunternehmen Inter RAO UES und Atomstroyexport der türkische Konzern Park Teknik gehörte. Fünf weitere Interessenten hatten dankend abgesagt. Das russisch-türkische Konsortium wollte auf eigene Kosten in Akkuyu nahe dem Mittelmeerhafen Mersin vier Reaktoren mit je 1200 MW errichten und den ersten Block bis 2016 ans Netz gehen lassen. Der staatliche Energieversorger TETAS sollte sich dafür verpflichten, den erzeugten Strom mindestens 15 Jahre lang zu einem festen Preis abzunehmen. Die anschließenden Verhandlungen über den Festpreis führten aber zu keinem Ergebnis, obwohl das Konsortium seine ursprüngliche Forderung von 0,21 Dollar je Kilowattstunde auf 0,15 Dollar ermäßigte. Derzeit beträgt der Großhandelspreis für die Kilowattstunde in der Türkei etwa 0,10 Dollar.

Noch im August war das KKW-Projekt Bestandteil einer Reihe von Abkommen, die von den Regierungschefs Putin und Erdogan in Ankara unterzeichnet wurden. Putin deutete die Probleme bei den Verhandlungen damals an, indem er erklärte, es seien noch weitere Berechnungen zur wirtschaftlichen Durchführung des Projekts erforderlich. Außerdem bemühte er einen Vergleich mit Wasserkraftwerken, um die Kosten des Atomstroms in einem günstigen Licht erscheinen zu lassen und das Projekt der Türkei weiterhin schmackhaft zu machen (090804).

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