September 2010 |
100907 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der staatseigene schwedische Vattenfall-Konzern gab am 21. September eine strategische Neuausrichtung bekannt. Er will damit "seine Ertragskraft und Wertschöpfung steigern, Schulden abbauen und seine CO2-Bilanz verbessern", wie es in einer Pressemitteilung der Vattenfall Europe AG hieß. Das in Berlin ansässige Unternehmen entstand 2002 aus der Fusion der früheren deutschen Energieversorger Bewag, HEW und Veag sowie des Braunkohleförderers Laubag (020802). Es ist die wichtigste Tochter des Konzerns und führte seine Geschäfte bisher relativ unabhängig von der Mutter.
Ab 1. Januar 2011 will Vattenfall eine "am Geschäft ausgerichtete Organisationsstruktur" einführen. Bisher sind die Kompetenzen auf drei "Business Groups" verteilt (Skandinavien, Zentraleuropa, Benelux). Im neuen Konzernvorstand unter Führung von Oeystein Loeseth soll der Finne Tuomo Hatakka den Bereich Erzeugung übernehmen. Nach Ansicht von Branchenbeobachtern verliert der Chef von Vattenfall Europe damit seine herausgehobene Position im Unternehmen und muß sich stärker als bisher kontrollieren lassen. Außer der Besetzung des neuen Vorstands gab der Konzern keine weiteren Details zum geplanten Konzernumbau bekannt. Dies dürfte auch damit zu tun haben, daß die diesbezüglichen Verhandlungen mit der Arbeitnehmerseite noch nicht abgeschlossen sind.
Anscheinend hat sich der Konzern übernommen, als er Anfang 2009 den niederländischen Nuon-Konzern für 8,5 Milliarden Euro kaufte (090204). In der Pressemitteilung ist von einer "jetzt anstehenden Konsolidierung" die Rede, die betriebliche Kosteneinsparungen von jährlich rund 648 Millionen Euro erbringen soll. In Verbindung damit werde es auch "zu Personalanpassungen kommen, die möglichst über natürliche Fluktuation erzielt werden sollen". Im wesentlichen dürfte es dabei um den Stellenabbau und die Gehaltskürzungen gehen, über die Vattenfall Europe bereits seit Anfang des Jahres mit Betriebsrat und Gewerkschaften verhandelt (100314).
Ferner will der Konzern seine Investitionen begrenzen und prüft den Verkauf von "regionalen Teilmärkten und Vermögenswerten, die nicht länger zur strategischen Neuausrichtung passen". Während bisher für den Zeitraum von 2010 bis 2014 rund 21,7 Milliarden Euro an Investitionen vorgesehen waren, sollen es nun in den kommenden fünf Jahre nur rund 17,8 Milliarden Euro sein. Mit den möglichen Verkäufen will Vattenfall zugleich seine "CO2-Bilanz verbessern, die derzeit über dem Branchendurchschnitt liegt". Allerdings ist nicht damit zu rechnen, daß Vattenfall Europe nun seine ostdeutschen Braunkohlekraftwerke verkauft oder auf das neue Steinkohlekraftwerk in Hamburg verzichtet. Vielmehr will man Expansion und Wachstum künftig stärker auf CO2-arme Energieerzeugung ausrichten. Neben Windkraft, Biomasse, Wasserkraft und Gas nennt der Konzern in diesem Zusammenhang ausdrücklich auch die Kernenergie.