Februar 2009 |
090204 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der schwedische Vattenfall-Konzern will den niederländischen Energiekonzern Nuon für insgesamt 8,5 Milliarden Euro übernehmen. Wie beide Unternehmen am 23. Februar mitteilten, wird Nuon künftig für die Benelux-Staaten zuständig sein und damit unter dem Dach des Mutterkonzerns neben Schweden und Deutschland die dritte regionale Geschäftseinheit ("Business Group") bilden. Das Netzunternehmen von Nuon, Alliander, ist nicht Teil des Geschäfts, da die niederländische Regierung die eigentumsmäßige Entflechtung des Netzbetriebs verlangt. Die bisherigen Nuon-Aktivitäten in Deutschland werden voraussichtlich in die deutsche "Vattenfall Europe AG" eingebracht.
Nach der Übernahme von Essent durch RWE (090106) hat damit auch das zweitgrößte niederländische Energieunternehmen seine Eigenständigkeit aufgegeben. Allerdings müssen die kommunalen Anteilseigner von Nuon erst noch der Empfehlung von Verwaltungsrat und Aufsichtsrat zur Annahme des Vattenfall-Angebots zustimmen. Außerdem haben die Kartellbehörden noch ein gewichtiges Wort mitzureden, bevor es zum Abschluß des Geschäfts kommen kann.
In Berlin (Bild) und Hamburg hat Nuon bisher erfolgreich um Vattenfall-Kunden geworben. Pressefoto Nuon
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Mit der Übernahme von Nuon wird der Vattenfall-Konzern einen lästigen Konkurrenten in seinen deutschen Endkunden-Gebieten los (060109). Vor zwei Jahren hatte er in Berlin und Hamburg eine sechsstellige Anzahl von Stromkunden verloren, von denen ein großer Teil zu den günstigeren Angeboten von Nuon Deutschland wechselte (070605, 070909).
Vor allem kann Vattenfall nun auch im Gasgeschäft Fuß fassen, in dem sich Nuon besonders aktiv als Wettbewerber betätigt hat (060708). Bisher ist der viertgrößte deutsche Energiekonzern in diesem Bereich nur kümmerlich vertreten (071113).
Vattenfall hat ein Barangebot für 100 Prozent der Anteile von Nuon vorgelegt. Die Transaktion erfolgt vorbehaltlich der Genehmigung von mindestens 80 Prozent der Anteilseigner. Die Partner haben vereinbart, das Vattenfall zunächst 49 Prozent der Anteile erwirbt und damit zugleich die operative Kontrolle über Nuon erhält. Die übrigen 51 Prozent werden im Laufe der kommenden sechs Jahre unter genau festgelegten Bedingungen erworben. Während dieser Zeit werden die Nuon-Anteilseigner im Aufsichtsrat vertreten sein und eine feste Dividende pro Jahr erhalten. Der Betriebsrat wird dadurch eingebunden, daß er die Hälfte der niederländischen Sitze im Aufsichtsrat besetzen darf.
"Dieser schrittweise Transfer von Aktien unterstreicht das gemeinsame Engagement der Anteilseigner von Nuon und Vattenfall in Bezug auf die Sicherung der öffentlichen Belange und der niederländischen Identität von Nuon", hieß es in der Pressemitteilung. Man wolle zudem "eine unabhängige Stiftung gründen, die die öffentlichen Interessen, denen Nuon dient, überwacht und sichert".
An dem Geschäft verdienen nebenbei etliche Dienstleister: RBS, Rothschild und NIBC treten als Finanzberater und Linklaters als Rechtsberater für Vattenfall auf. Goldman Sachs und ING treten als Finanzberater und Allen & Overy als Rechtsberater für Nuon auf.