Januar 2006 |
060109 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Nuon Deutschland GmbH will den erlahmten Wettbewerb um Stromtarifkunden wieder in Bewegung bringen. Am 23. Januar stellte sie in Berlin ein Angebot vor, das bis zu zwanzig Prozent günstiger sein soll als das des angestammten Versorgers Bewag, der sich seit Jahresanfang "Vattenfall Europe Berlin" nennt. Die Werbekampagne wendet sich nur an Haushalte der deutschen Hauptstadt. Wenn sie erfolgreich sei, werde man aber auch in anderen Ballungsgebieten aktiv werden, kündigte Geschäftsführer Thomas Mecke an.
Mit 4,50 Euro Grundgebühr pro Monat zuzüglich 17,95 Cent pro Kilowattstunde ist "NuonStrom" zunächst zwar kaum günstiger als der momentan geltende Tarif "Berlin Klassik Plus" von Vattenfall mit einer Grundgebühr von 7,80 Euro und 16,10 Cent pro Kilowattstunde. Nuon gewährt aber bis Ende Februar einen Bonus von 50 Euro, wenn der Vertrag zwölf Monate lang nicht gekündigt wurde. Ein Durchschnittshaushalt mit einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden kann dadurch 56 Euro gegenüber dem Vattenfall-Tarif sparen. Der Preis wird auf ein Jahr garantiert. Seitens des Kunden kann der Vertrag monatlich gekündigt werden. Nuon wirbt ferner damit, daß die gelieferte elektrische Energie "atomstromfrei" sei, da sie zu 60 Prozent aus einem neu errichteten GuD-Kraftwerk in Heinsberg und im übrigen aus erneuerbaren Energien stamme.
Auch im Vergleich mit dem Stromanbieter Yello, der seit März 2003 regional unterschiedliche Preise verlangt, die in der Regel etwas unter denen der örtlichen Versorger liegen (030309), könnte der erwähnte Musterhaushalt 53 Euro sparen. Der Zeitpunkt der Werbekampagne ist psychologisch günstig, da das Verschwinden der Traditionsmarke "Bewag" zumindest im Westteil der Stadt etliche Kunden irritieren dürfte. Noch attraktiver würde das Angebot von Nuon, wenn Vattenfall seinen seit Januar 2005 geltenden Stromtarif wie die meisten anderen Versorger in diesem Jahr anheben sollte. Der 50-Mark-Bonus soll zwar ab März von einem "variablen Bonussystem" abgelöst werden. In jedem Fall will Nuon aber "immer günstiger sein" als der Haupttarif seines wichtigsten Wettbewerbers.
Die Nuon Deutschland GmbH ist eine hundertprozentige Tochter des niederländischen Nuon-Konzerns. Über die Nuon Vertrieb GmbH bietet sie Strom- und Gaslieferungen für Industrie und kommunale Weiterverteiler an. Außerdem ist sie in den Geschäftsbereichen öffentliche Beleuchtung (Stadtlicht GmbH) und im Industrieparkmanagement tätig. Vorsitzender der Geschäftsführung war seit Februar 2003 der frühere Chef des Berliner Stromversorgers Bewag, Dietmar Winje (030117), der im Juli 2004 diesen Posten an Thomas Mecke abgab und in den Aufsichtsrat des Unternehmens wechselte (040812).