März 2003 |
030308 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Stromnetz der Stadt Heinsberg (40.000 Einwohner) geht zum 1. Mai 2003 ins Eigentum der Nuon Heinsberg AG über. Zugleich werden die etwa 18.000 Tarifkunden von dem neuen Eigentümer versorgt. Den Sondervertragskunden wird ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt. - Mit dieser Vereinbarung endete Anfang März ein Rechtsstreit zwischen Nuon und den Kreiswerken Heinsberg GmbH (KWH) um die Herausgabe des Heinsberger Stromnetzes.
Der Streit um Netz und Kunden der Kreisstadt an der Grenze zu den Niederlanden begann Mitte 2001, als die Stadt Heinsberg mit Nuon einen Konzessionsvertrag über die Stromversorgung und die Wartung der Straßenbeleuchung abschloß. Bei dem neuen Partner der Stadt handelt es sich um einen lokalen Vorposten des niederländischen Nuon-Konzerns in Deutschland, der bald darauf in die im Februar 2002 gegründete Nuon Deutschland eingegliedert wurde.
Der neue Konzessionsvertrag trat mit Beginn des Jahres 2002 in Kraft. Die Kreiswerke Heinsberg (KWH), deren Konzessionsvertrag zu diesem Zeitpunkt auslief, wollten sich das Filetstück ihres Netzes aber nicht nehmen lassen, sondern es allenfalls verpachten. Ferner war strittig, ob die Tarifkunden mit dem Netz auf den neuen Versorger übergehen. Die Kreiswerke sind ein Querverbundunternehmen, das bisher mit den Gewinnen aus dem Energiebereich die Verluste im Verkehrsbereich kompensiert hat. Gesellschafter des in Geilenkirchen ansässigen Unternehmens sind die Kommunen des Kreises Heinsberg.
Die Nuon Heinsberg AG klagte deshalb vor dem Landgericht Köln auf Übertragung des Stromnetzes und Klärung der Zuständigkeit für die Versorgung der Tarifkunden. Mit Urteil vom 29. Oktober 2002 (AZ: 89 O 46/02) verpflichtete das Gericht die KWH, das Stromnetz "gegen Zahlung eines angemessenen Entgelts" an Nuon zu übergeben. Die KWH hatten gegen dieses Urteil zunächst Berufung eingelegt. Mit der jetzt erfolgten außergerichtlichen Einigung wird es rechtskräftig.
Die Kreiswerke Heinsberg (KWH) hatten sich nach dem Verlust des Heinsberger Netzes im August 2002 mit der in Erkelenz ansässigen Westdeutschen Licht- und Kraftwerke AG (WLK) zusammengetan, um die Geschäftsbereiche Energie, Wasser und Verkehr zu bündeln. An der neu gegründeten WestEnergie und Verkehr GmbH (West) sind die KWH und die WLK-Mutter Niederrheinische Versorgung und Verkehr AG (NVV) paritätisch beteiligt. Die NVV ist ihrerseits zu fünfzig Prozent eine RWE-Tochter. Nuon hat die zunächst erhobenen Einwände gegen dieses Fusionsvorhaben im Zuge des außergerichtlichen Vergleichs fallengelassen. Das Bundeskartellamt hat daraufhin die Fusion am 27. Februar 2003 freigegeben.
Die EU-Kommission gab am 17. März bekannt, daß sie das Gemeinschaftsunternehmen Stadtlicht GmbH der Nuon Deutschland GmbH und der Stadtwerke Leipzig GmbH im vereinfachten Verfahren genehmigt habe: Die Stadtlicht GmbH will deutschen Kommunen anbieten, für deren Straßenbeleuchtung zu sorgen. Das Vorhaben war bereits bei der Anmeldung am 12. Februar als wettbewerbsrechtlich unbedenklich eingestuft worden.
Nuon versorgt in den Niederlanden mehr als fünf Millionen Kunden mit Strom, Gas und Wasser. Der Konzern beschäftigt weltweit rund 10.000 Mitarbeiter und befindet sich zu hundert Prozent in der Hand von niederländischen Gebietskörperschaften. Gemeinsam mit anderen führenden europäischen Energieversorgern ist er an der Internet-Einkaufsplattform Eutilia (011220) beteiligt. Zu Nuons Zielgruppen auf dem deutschen Markt gehören Stadtwerke sowie Industrie- und Gewerbekunden, denen standardisierte oder maßgeschneiderte Energieprodukte und Serviceleistungen angeboten werden. Dazu gehören neben Vertrieb und Verteilung von Strom oder Gas auch Dienstleistungen wie Outsourcing, Utility Asset Management oder das Lichtmanagement für Kommunen. Zum deutschen Nuon-Geschäft gehören u.a. die unit energy Stromvertrieb GmbH (010908) und die Schweriner Energie-Union AG (980410, 990218, 990315), bei der Nuon Ende 2002 die Beteiligung des norwegischen Stromhändlers Hafslund übernahm und im Wege einer Kapitalerhöhung die Mehrheit erwarb. Vorstandsvorsitzender der Nuon Deutschland GmbH ist seit 1. Februar 2003 der ehemalige Bewag-Chef Dietmar Winje (030117).