Januar 2016

160105

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Mit einem Zubau von 2.282,4 MW haben sich die Windkraftkapazitäten vor der deutschen Küste im vergangenen Jahr mehr als verdreifacht. Diese enorme Zunahme ist aber auf den Nachholbedarf zurückzuführen, der durch die Verzögerungen und Probleme der Vorjahre entstand. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen erlauben in den nächsten Jahren nur noch einen bescheidenen Zuwachs um durchschnittlich 881 MW pro Jahr.

Deutsche Offshore-Kapazitäten haben sich 2015 mehr als verdreifacht

Zum Jahresende 2015 gab es vor der deutschen Küste insgesamt 792 Windkraftanlagen mit einer kumulierten Nennleistung von 3.295 MW, die ins Netz der Stromversorgung einspeisten. Der bis Ende 2014 erreichte Bestand von 1.012 MW hat sich damit in einem Jahr mehr als verdreifacht. Der weitaus größte Anteil der Offshore-Leistung entfiel auf die Nordsee, nur etwa zehn Prozent auf die Ostsee. Dies ergibt sich aus einer Bestandsaufnahme, die von der Deutschen Windguard im Auftrag der Branchenverbände erstellt und am 19. Januar veröffentlicht wurde.


Der bis 2020 mögliche Ausbau wird durch eine insgesamt verfügbare Anschlußkapazität von 7.700 MW begrenzt. Der damit gezogene Rahmen war am Jahresende 2015 bereits zu 43 Prozent mit Anlagen ausgefüllt, die ins Netz einspeisten.

Der ungewöhnlich hohe Zubau des zurückliegenden Jahres wird allerdings eine Ausnahmeerscheinung bleiben, da die Windstromerzeugung vor der deutschen Küste bis Ende 2020 gemäß § 118 Abs. 14 des Energiewirtschaftsgesetzes auf eine Anschlußkapazität von insgesamt 7.700 MW begrenzt ist. Für die nächsten fünf Jahre ergibt sich daraus im Durchschnitt ein möglicher Zuwachs von 881 MW.

Der Bundesverband Windenergie verwies darauf, daß es bei der Fertigstellung der Offshore-Netzanschlüsse seit 2013 zu Problemen und Verzögerungen gekommen war, die sich erst im vergangenen Jahr auflösten (150908, 150910). Die Branche erwarte deshalb für 2016 nur einen Zuwachs um rund 700 MW. In dieser Größenordnung bewege sich auch das Ausbau-Zwischenziel von 11.000 MW Im Jahr 2025, das vom Bundeswirtschaftsministerium in den Eckpunkten für das EEG 2016 benannt wurde. Nach einhelliger Branchenmeinung sei dies jedoch zu wenig. Das Ausbauziel müsse auf mindestens 900 MW pro Jahr erhöht werden.

Der vorläufig geltende Rahmen mit einer Anschlußkapazität von 7.700 MW bis Ende 2020 war am Jahresende 2015 bereits zu 43 Prozent mit Anlagen ausgefüllt, die ins Netz einspeisten. Weitere 3 Prozent waren fertiggestellt und 12 Prozent im Bau. Die restlichen 41 Prozent entfielen auf Projekte, die noch nicht in Angriff genommen wurden. Für 11 Prozent lag aber zumindest schon eine Investitionsentscheidung vor (siehe Grafik).

Die Nennleistung der Offshore-Windkraftanlagen beträgt im Durchschnitt 4,16 MW, die Nabenhöhe 88,6 Meter und der Rotordurchmesser 119,3 Meter.

Bis Ende 2020 sind alle Anschlußkapazitäten restlos vergeben

Die Bundesnetzagentur hat inzwischen die restliche Anschlußkapazität von 211,1 MW vergeben, die für Windkraftanlagen in der Nord- und Ostsee bis Ende 2020 noch zur Verfügung stand, ehe der gesetzlich zulässige Maximalwert von 7700 MW ausgeschöpft war (150501). Nach einer "clusterübergreifenden" Versteigerung unter den zugelassenen Antragstellern (150814) erhielten die Energie Baden-Württemberg (EnBW) , die British Wind Energy und die Trianel Windkraft Borkum die von ihnen beantragten Kapazitäten für die Windparks Hohe See (50 MW), Deutsche Bucht (42 MW) und Trianel Windpark Borkum (50 MW). Ferner erhielt die Einzelanlage Gicon Sof in der Ostsee die beantragten 2,3 MW. Für den Windpark Albatros in der Nordsee, für den die EnBW 140 MW haben wollte, blieben dagegen nur noch 66,8 MW übrig.

 

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