März 2016 |
160311 |
ENERGIE-CHRONIK |
Das Clearing für die Stromspotmärkte in den Niederlanden, Belgien und Großbritannien wird am 31. März 2016 von der APX an die European Commodity Clearing (ECC) übergehen. Dies gab am 1. März die Epex Spot bekannt, der das Clearing-Unternehmen ECC gehört und die ihrerseits eine Tochter der in Leipzig ansässigen Energiebörse "European Energy Exchange" (EEX) ist (091209). Die EEX baut damit ihre Stellung als führende Energiebörse in Europa weiter aus, nachdem sie vor einem Jahr sowohl die französische Strombörse Powernext als auch die APX-Gruppe inklusive der belgischen Strombörse Belpex zu hundert Prozent erworben hat.
Als Clearing wird die finanzielle und physische Abwicklung von Börsengeschäften bezeichnet. Das Clearinghaus positioniert sich dabei zwischen dem Käufer und dem Verkäufer und übernimmt das finanzielle Kontrahentenrisiko für jeden Handelsteilnehmer. Bisher besorgte die ECC das Clearing für die Strom-Spotmärkte in Deutschland/Österreich, Frankreich, der Schweiz, Tschechien, Ungarn und Serbien. Mit der Übernahme der APX-Geschäfte wird sie somit für die Bezahlung, Lieferung und Abwicklung der am Spotmarkt getätigten Transaktionen in insgesamt zehn Ländern zuständig sein.
Die "APX - Amsterdam Power Exchange" wurde im Juni 1999 als Spotmarkt eröffnet (990601). Neben der skandinavischen Strombörse Nord Pool, die noch ältere Wurzeln hat, war sie die erste derartige Einrichtung, die nach der Liberalisierung des EU-Energiemarktes entstand. Seit November 2006 verfügte sie außerdem über die belgische Strombörse Belpex als Tochterunternehmen, wobei die französische Strombörse Powernext sowie die drei Übertragungsnetzbetreiber RTE, Elia und Tennet als Unterstützer fungierten (070604). Schon bald zeichnete sich aber ab, daß weder Powernext noch APX langfristig eine Chance hatten, sich gegenüber der neugegründeten "European Energy Exchange" (EEX) zu behaupten, die im Sommer 2002 in Leipzig an den Start ging (011008, 020814). Seit 4. Mai 2015 sind APX und Belpex hundertprozentige Töchter der EEX.
Seit Anfang 2015 besitzt die EEX außerdem die Mehrheit an der französischen Strombörse Powernext. Im Gegenzug erhielten die nationalen Netzbetreiber RTE (Frankreich), Elia (Belgien) und TenneT (Niederlande) eine Minderheitsbeteiligung an der Epex Spot (141011). An der Netzbetreiber-Holding HGRT, die insgesamt 49 Prozent an der Epex Spot hält, ist seit Oktober 2015 auch die österreichische APG beteiligt.
Die EEX wurde ihrerseits vor fünf Jahren von der Terminbörse Eurex übernommen (110214). Über diesen Mehrheitsaktionär gehört sie zur Deutsche Börse AG, die als eines der 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der Frankfurter Wertpapierbörse im "Deutschen Aktien-Index" (DAX) gelistet ist, den sie selber betreibt. Die Eurex hat ihre Beteiligung an der EEX inzwischen von 58 auf 63 Prozent erhöht.
Da Powernext und Epex Spot seit 2015 voll in der Bilanz der EEX konsolidiert werden, konnte diese ihre Handelsvolumina im vergangenen Jahr erheblich steigern. Am Strom-Spotmarkt wurden insgesamt 524,4 TWh gehandelt, was gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme um 37 Prozent entspricht. Am Strom-Terminmarkt vergrößerte sich das Handelsvolumen sogar um 62 Prozent auf 2.537,1 TWh.
An der EEX werden ferner Kontrakte auf Gaslieferungen und Emissionsberechtigungen sowie Fracht- und Agrarprodukte gehandelt oder zum Clearing registriert. Auf der von Powernext betriebenen Gashandelsplattform Pegas wurden im vergangenen Jahr 1.024,9 TWh gehandelt, womit sich das Volumen des Vorjahres fast verdoppelte. Auf den Spotmarkt entfielen dabei 440,6 TWh (2014: 290,0 TWh), während am Terminmarkt insgesamt 584,3 TWh umgesetzt wurden (2014: 277,7 TWh).