August 2018

180813

ENERGIE-CHRONIK


Auferstanden aus Ruinen: Der Preis der EUA-Emissionsberechtigungen, der seit 2012 immer unter zehn Euro und oft sogar unter fünf Euro lag, ist stark gestiegen. Ende August war er nicht mehr weit von jenem Bereich, in dem er tatsächlich eine klimaschützende Wirkung haben könnte.

Preis für Emissionsberechtigungen seit Jahresanfang fast verdreifacht

Der Preis für ein EUA-Zertifikat, das zur Emission einer Tonne CO2-Äquivalent berechtigt, hat sich in den letzten acht Monaten fast verdreifacht: Bei der ersten EEX-Notierung dieses Jahres, am 8. Januar, lag er mit 7,83 Euro noch in jenem Bereich unterhalb von zehn Euro, über den er seit 2012 nicht mehr hinausgekommen ist und in dem er keine klimaschützende Wirkung entfalten kann. Dann ging er aber nach oben und erreichte am 31. August mit 21,11 Euro einen vorläufigen Höchststand, den es seit 2006 nicht mehr gegeben hat. Allein im Juli wurden an der EEX für Deutschland insgesamt rund 17 Millionen EUA im Gesamtwert von über 284 Millionen Euro versteigert. Dies ergibt sich aus dem jüngsten Monatsbericht der Deutschen Emissionshandelsstelle (DEHSt) beim Umweltbundesamt.

Falls die Wirkung der Reform überschätzt wird, kann der Preis auch wieder auf Talfahrt gehen

Bisher hat der 2005 gestartete Handel mit Emissionszertifikaten keine klimaschützende Wirkung gehabt, weil es anstelle der notwendigen Knappheit ständig einen großen Überschuss an EUA-Zertifikaten gab. Anfangs konnten die Stromkonzerne die kostenlos erhaltenen Zertifikate sogar gewinnbringend auf den Strompreis aufschlagen, anstatt durch notwendige Zukäufe belastet zu werden (061203, 070903). Das Preisniveau von zwanzig bis fast dreißig Euro, das zu Beginn der ersten Handelsperiode kurzzeitig erreicht wurde, basierte auf falschen Annahmen. Es endete deshalb schon 2006 mit einem jähen Absturz, nachdem sich herausstellte, dass anstelle des vermeintlichen Mangels ein enormer Überschuss an Zertifikaten bestand (siehe Hintergrund, November 2017).

Ähnliches könnte sich jetzt in kleinerem Ausmaß wiederholen, nachdem die EU endlich eine Reform zur Verknappung der Zertifikate beschlossen hat und die entsprechende Richtlinie im April in Kraft getreten ist (180210). Denn bisher antizipieren die Marktteilnehmer nur eine erwartete Verknappung. Falls sie die Wirkung der Reform überschätzen, dürfte es mit den Preisen wieder nach unten gehen. Hinter den jetzigen Käufen steckt jedenfalls mehr Spekulation als tatsächlicher Bedarf an Zertifikaten. Immerhin dauert es noch mehr als zwei Jahre, bis die vierte Handelsperiode beginnt und die Neuregelung wirksam wird. Außerdem ist die Reform zu zaghaft, um den kläglich gescheiterten Zertifikatehandel 16 Jahre nach seinem Start doch noch zuverlässig in ein wirksames Instrument des Klimaschutzes zu verwandeln.

Novelle zum Treibhausgas-Emissionshandelsgesetz ermöglicht Löschung von Zertifikaten

Am 1. August verabschiedete die Bundesregierung die Novelle des Treibhausgas-Emissionshandelsgesetzes, welche die EU-Richtlinie in nationales Recht umsetzt. Sie will damit den rechtzeitigen Start des Antragsverfahrens zur kostenlosen Zuteilung der Zertifikate im Frühjahr 2019 gewährleisten. Der Gesetzentwurf macht von der neu eingeräumten Möglichkeit Gebrauch, bei zusätzlichen Klimaschutzmaßnahmen wie der Stilllegung von Kohlekraftwerken eine entsprechende Anzahl von Zertifikaten zu löschen. Andernfalls würden die freigewordenen Zertifikate den EUA-Preis senken, was Marktakteure in anderen Ländern zu vermehrten Käufen veranlassen und die CO2-Emissionen erhöhen würde. Die Löschung muss von der Bundesregierung beschlossen werden.

Auch die Börsenstrompreise sind deutlich gestiegen

Zugleich haben in diesem Sommer die Börsenstrompreise ein Niveau erreicht, das es zu dieser Jahreszeit seit 2011 nicht mehr gegeben hat (siehe Phelix). Ende Juli betrug der über 24 Stunden gewichtete Durchschnittspreis (base) 49,54 Euro pro Megawattstunde. Für Stromlieferungen von 9 bis 20 Uhr (peak) waren es 55,22 Euro/MWh. Zu diesem Anstieg trugen sicher auch die CO2-Preise bei, denn letztendlich gehen sie in die Strompreise ein und müssen von den Verbrauchern bezahlt werden. Allerdings bewirken höhere Großhandelspreise auch höhere Erlöse beim Verkauf des EEG-Stroms an der Börse, womit die EEG-Differenzkosten etwas sinken (160703).

 

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