Juni 2020

200613

ENERGIE-CHRONIK


Innogy geht im E.ON-Konzern auf und verschwindet von der Börse

Der E.ON-Konzern hat die Einverleibung der früheren RWE-Tochter Innogy abgeschlossen und das "Squeeze Out" zur Zwangsabfindung der verbliebenen Minderheitsaktionäre im Handelsregister eintragen lassen. Die festgesetzte Barabfindung von 42,82 Euro je Aktie werde in den nächsten Tagen ausgezahlt und die Börsennotierung voraussichtlich noch in derselben Woche eingestellt, teilte E.ON am 2. Juni mit. Bis Ende des Monats soll auch die mit RWE vereinbarte Rückübertragung der Innogy-Geschäfte mit erneuerbaren Energien und Gasspeichern sowie der Beteiligung am österreichischen Energieversorger Kelag vollzogen sein.

Tauschgeschäft verhilft E.ON und RWE zu jeweils erdrückender Marktmacht

E.ON und RWE hatten sich im März 2018 über eine Aufteilung der RWE-Tochter Innogy und ihrer künftigen Aktivitäten auf dem Energiemarkt verständigt. Demnach ordnen beide Konzerne ihre Besitzstände neu und tauschen sie so untereinander aus, dass sie in den wichtigsten Bereichen keine Konkurrenten mehr sind. RWE wird sich hauptsächlich nur noch der Stromerzeugung und dem Energiehandel widmen, während E.ON das Netz- und Vertriebsgeschäft mit Strom und Gas betreibt (180301). Obwohl diese Aufteilung des deutschen Energiemarktes den beiden Konzernen zu einer jeweils erdrückenden Marktmacht verhilft, wurde der RWE betreffende Teil – inklusive einer 16,7 Prozent betragenden Beteiligung an E.ON – von den Kartellbehörden im Februar 2019 praktisch durchgewunken (190202), und auch den Fusionsantrag von E.ON genehmigte die EU-Kommission im September 2019 mit nur geringfügigen Auflagen (190901).

Im Unterschied zur eher laschen Haltung des Verbands Kommunaler Unternehmen (190908) wollen die Frankfurter Mainova und weitere Stadtwerke diese Machtkonzentration nicht hinnehmen und haben beim Gericht der Europäischen Union in Luxemburg (EUG) Klage eingereicht. Sie werfen den Kartellbehörden vor, sie hätten die Liberalisierung des Energiemarktes und den dort geschaffenen Wettbewerb zunichte gemacht, "den so viele kleinere Akteure in den letzten zwei Jahrzehnten gegen den Widerstand der Großkonzerne, allen voran RWE und E.ON, miterkämpft haben" (200503) .

 

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