März 2021

210309

ENERGIE-CHRONIK


 

 

Klimaziel für 2020 trotz Corona nur knapp erreicht

Deutschland hat zwar das vor sieben Jahren formulierte Klimaziel für das Jahr 2020 doch noch erreicht, aber nicht so stark übertroffen, wie zunächst erwartet worden war. Wie das Umweltbundesamt (UBA) und das Bundesumweltministerium am 15. März mitteilten, wurden im vergangenen Jahr rund 739 Millionen Tonnen Treibhausgase freigesetzt. Das sind 17 Millionen Tonnen mehr, als vor einem Vierteljahr die Initiative Agora Energiewende errechnet hatte (210104). Das Ziel einer Minderung der 1249 Millionen Tonnen Emissionen des Bezugsjahres 1990 um 40 Prozent wurde somit nur um 0,13 statt 2,2 Prozentpunkte übertroffen

"Gut ein Drittel" der im letzten Jahr erzielten Minderungen seien auf die Corona-Pandemie zurückzuführen, heißt es in der gemeinsamen Mitteilung, während Agora Energiewende den Pandemie-Effekt sogar mit zwei Dritteln veranschlagte. Bei der einen wie der andern Berechnung wäre somit das Klimaziel ohne die Pandemie deutlich verfehlt worden.

Bei allen Arten von Treibhausgasen gingen 2020 die Emissionen zurück.

Grundsätzlich sind aber auch diese amtlichen Angaben nur als "die gegenwärtig bestmögliche Schätzung" anzusehen. Dem Umweltbundesamt zufolge sind sie "insbesondere auf Grund der zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt vorliegenden statistischen Berechnungsgrundlagen mit entsprechenden Unsicherheiten verbunden". Die endgültigen offiziellen Daten zu den deutschen Treibhausgasemissionen für das Jahr 2020 veröffentlicht die Behörde erst im Januar 2022, wenn sie diese an die Europäische Kommission übermittelt.

Bei allen Treibhausgasen gingen 2020 die Emissionen zurück. Beim dominierenden Kohlendioxid beträgt der Rückgang knapp 67 Mio. Tonnen (-9,4 Prozent). Bei den anderen Gasen sanken die CO2-Äquivalente für Methan um gut 1 Mio. Tonnen (-2,1 Prozent), für Lachgas ebenfalls um gut 1 Mio. Tonnen(-3 Prozent) und für fluorierte Treibhausgase um 1,3 Mio. Tonnen(-9 Prozent).

Größter Rückgang mit 14,5 Prozent bei der Energiewirtschaft

Mit rund 221 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten – davon rund 38 Mio. Tonnen CO2 – war der größte Emissionsrückgang wiederum im Sektor Energiewirtschaft zu verzeichnen. Das sind 14,5 Prozent weniger als 2019. Die Emissionen lagen damit deutlich unter der im Bundesklimaschutzgesetz erlaubten Jahresemissionsmenge von 280 Mio. Tonnen. Den größten Anteil an dieser positiven Entwicklung hat der Rückgang der Emissionen aus der Verstromung von Braunkohle (minus 23 Mio. Tonnen). Die Emissionen aus der Steinkohle-Verstromung sanken um 13 Mio. Tonnen CO2.

Emissionshandel zeigt allmählich doch Wirkung

Da die Reform des europäischen Emissionshandels endlich zu höheren CO2-Preisen geführt hat, lag 2020 der Durchschnittspreis für eine Tonne CO2 trotz Wirtschaftskrise mit etwa 25 Euro auf dem vergleichsweise hohen Niveau des Vorjahres. In der Folge war der Betrieb von Kohlekraftwerken häufig teurer als der von Gaskraftwerken, die weniger CO2 emittieren. Auch erneuerbare Energien kamen mit einem Anteil von 45 Prozent am Bruttostromverbrauch stärker zum Einsatz als in den Vorjahren. Ein weiterer Faktor war der – vor allem durch die Lockdown-Maßnahmen bedingte - Rückgang des Bruttostromverbrauchs um mehr als vier Prozent. Bemerkbar machte sich 2020 auch, dass im Herbst 2019 weitere Braunkohle-Kraftwerksblöcke stillgelegt bzw. in die sogenannte Sicherheitsbereitschaft überführt worden waren. Die im Zuge des Kohleausstiegsgesetzes vorgenommenen ersten Abschaltungen von Braun- und Steinkohlekraftwerken werden sich erst in der Klimabilanz 2021 signifikant bemerkbar machen.

Lockdown senkte Emissionen bei Pkw, aber kaum bei Lastern

Die Treibhausgasemissionen des Verkehrs liegen mit 146 Mio. Tonnen CO2 um 19 Mio. Tonnen niedriger als im Vorjahr (minus 11,4 Prozent) – und damit ebenfalls unter der im Bundesklimaschutzgesetz für 2020 festgelegten Jahresemissionsmenge von 150 Mio. Tonnen CO2. Diese Minderung ist größtenteils darauf zurückzuführen, dass während des ersten Lockdowns weniger Auto gefahren wurde, vor allem auf den langen Strecken. Dies belegen die niedrigeren Absatzzahlen für Kraftstoffe und Daten von Zählstellen an Autobahnen und Bundesstraßen. Die Fahrleistung der Lkw war dagegen im Vergleich zum Vorjahr nur wenig niedriger. Nur rund 2 Mio. Tonnen der Minderung sind auf niedrigere CO2-Emissionen durch den Anstieg der Neuzulassungen von Elektroautos und anderer Pkw zurückzuführen sowie auf die höhere Beimischungsquote für Biokraftstoffe . Einen deutlichen Corona-Effekt gab es auch beim inländischen Flugverkehr, der 2020 fast 60 Prozent weniger CO2 verursachte – insgesamt rund 1 Mio. Tonnen weniger.

Industrie produzierte 4,5 Prozent weniger Treibhausgase

Im Sektor Industrie gingen die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um knapp 9 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zurück (minus 4,6 Prozent). Mit rund 178 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten lagen sie damit unter der im Bundesklimaschutzgesetz festgeschriebenen Jahresemissionsmenge von 186 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Hier spielen Konjunktureffekte in Folge der Corona-Krise eine wichtige Rolle, die in den Branchen allerdings unterschiedlich ausfielen. Die deutlichste Minderung gab es in der Stahlindustrie, wo die Rohstahlerzeugung um rund 10 Prozent zurückging. Im produzierenden Gewerbe gab es überwiegend leichte Emissionsrückgänge. Die gute Baukonjunktur wiederum führte zu höheren Prozessemissionen der relevanten Branchen in der mineralischen Industrie.

Nur der Gebäudebereich hält die Höchstwerte des Klimaschutzgesetzes nicht ein

Im Gebäudebereich kam es 2020 zu einer Emissionsminderung von gut 3 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten (minus 2,8 Prozent) auf 120 Mio. Tonnen. Trotz dieser Emissionsminderung überschreitet der Gebäudesektor damit als einziger Sektor seine Jahresemissionsmenge gemäß Klimaschutzgesetz, die bei 118 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten liegt. Eine Ursache für diese Entwicklung ist ein geringerer Brennstoffverbrauch im Bereich Gewerbe, Handel und Dienstleistungen (minus 4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten bzw. minus 13,5 Prozent). Dagegen sind die Emissionen in den Haushalten leicht angestiegen.

Minderung um 2,2 Prozent bei Landwirtschaft

Im Sektor Landwirtschaft gingen die Treibhausgasemissionen um gut 1,5 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente (minus 2,2 Prozent) auf 66 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente zurück. Der Sektor bleibt damit unter der für 2020 im Klimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von 70 Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Gründe dafür sind ein vergleichsweise geringer Einsatz von Mineraldünger, sinkende Rinderbestände und die erneut trockene Witterung.

Die Emissionen des Abfallsektors sanken gegenüber dem Vorjahr um rund 3,8 Prozent auf knapp neun Mio. Tonnen CO2-Äquivalente. Damit bleibt der Abfallsektor unter der im Bundesklimaschutzgesetz festgelegten Jahresemissionsmenge von neun Mio. Tonnen CO2-Äquivalenten. Der Trend wird im Wesentlichen durch die sinkenden Emissionen der Abfalldeponierung bestimmt.

 

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