Oktober 2021 |
211015 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Stadt Essen und die E.ON-Tochter Westenergie gründen eine gemeinsame Netzgesellschaft, die ab dem 1. Januar 2022 für den Betrieb des Stromnetzes in Essen verantwortlich sein wird. Wie sie am 5. Oktober mitteilten, gehört das neue Unternehmen jeweils zur Hälfte und gleichberechtigt der Essener Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (EVV) und der Westenergie-Tochter Westnetz. Die Geschäftsführung übernimmt je ein Vertreter von Westnetz und der Stadt Essen.
Die Westnetz war bislang für die Stromversorgung der Stadt allein verantwortlich. Sie bringt nun das Essener Stromnetz mit seinen Umspannanlagen, Ortsnetzstationen und Kabelstrecken in die neue Netzgesellschaft ein. Von dieser erhält die Stadt Essen jährlich eine Ausschüttung, die rund drei Millionen Euro betragen dürfte. Die Stromkonzession verbleibt bei Westenergie, die dafür wie bisher eine jährliche Konzessionsabgabe an die Stadt zahlt.
Die Neugründung erfolgt vor dem Hintergrund der Marktaufteilung zwischen RWE und E.ON (180301). Die Stadt Essen ist nach Dortmund der zweitgrößte kommunale RWE-Aktionär. Außerdem wurde hier vor 123 Jahren das "Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk" gegründet und versorgte die Stadt mit Strom, bevor es sich über weitere Teile des Ruhrgebiets und darüber hinaus ausbreitete. Aufgrund dieser traditionell engen Verbindung zwischen Stadt und Konzern betrieb RWE bis zum Tauschgeschäft mit E.ON weiterhin das kommunale Stromnetz und blieb für den Großteil der Essener Verbraucher auch der Stromlieferant, während die Essener Stadtwerke zwar seit 2009 auch ein Strom-Angebot im Portefeuille hatten, sich aber im wesentlichen auf die Gas- und Wasserversorgung beschränkten. Durch die Mitte vorigen Jahres abgeschlossene Marktaufteilung zwischen den beiden Konzernen (200613) änderte sich für die Stadt Essen diese geschäftliche Konstellation, denn nun übernahm E.ON mit der Westnetz das kommunale Verteilnetz und wurde auch beim Strom zum Grundversorger.