Oktober 2022

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ENERGIE-CHRONIK


Russland verwüstet die Ukraine immer stärker – Stromausfälle an der Tagesordnung

Die in die Defensive geratenen russischen Truppen sind in der Ukraine zur systematischen Verwüstung des Landes übergegangen, um nach einem Rückzug möglichst viel "verbrannte Erde" zu hinterlassen und den Wiederaufbau zu erschweren. Zugleich verwendeten sie im Oktober erstmals Drohnen mit Sprengladungen, um auch weit entfernte Ziele in den nicht okkupierten Gebieten des Landes zu zerstören. Die vergleichsweise billigen Drohnen aus iranischer Produktion ersetzen die zielgenaueren, aber teureren Raketen, die anscheinend inzwischen größtenteils verschossen wurden. Zum planmäßigen Terror der russischen Okkupanten gehören vor allem gezielte Angriffe auf die Energie- und Wasserversorgung und andere Anlagen der Infrastruktur. Am 10. Oktober begannen die Russsen mit dem intensiven Beschuss von Strom- und Heizkraftwerken. Nach Regierungsangaben wurden dadurch allein bis zum folgenden Tag 30 Prozent der Kraftwerkskapazitäten so schwer beschädigt, dass sie nicht mehr zur Verfügung standen.

Aus dem Stromexport nach Westeuropa wird vorerst nichts


So simpel wird vom Kreml gefälscht: Das Bild zeigt Plastikbeutel, die laut Überschrift die "Entwicklung einer schmutzigen Bombe" zeigen, für die ukrainische Terroristen die radioaktiven Substanzen Uran-235 und Plutonium-239 verwenden. In Wirklichkeit stammt das Foto von der slowenischen Atommüll-Agentur ARAO und wurde 2010 aufgenommen. Die Warnung RADIOAKTIVNO auf den Plastikbeuteln klingt zwar ukrainisch, ist aber slowenisch für "radioaktiv". Beim Inhalt der Plastikbeutel handelt es sich lediglich um Rauchmelder. Nach Angaben der slowenischen Behörde enthalten die Rauchmelder auch keine der vom russischen Außenministerium aufgeführten radioaktiven Substanzen.


Anfang September drängte die Ukraine noch auf Erhöhung ihrer Stromlieferkapazitäten ins westeuropäische Netz bis auf 300 MW (220903). Inzwischen ist sie froh, wenn sie ihre eigene Bevölkerung noch halbwegs mit Strom versorgen kann. Stromausfälle sind an der Tagesordnung. Außerdem hat der Stromversorger Ukrenergo geplante Stromausfälle angekündigt, die höchstens bis zu vier Stunden dauern sollen, um die Netze zu entlasten und Reparaturen zu ermöglichen.

Um das Kernkraftwerk Saporischschja herum wird weiter geschossen

Die Bombardierungen rund um das Kernkraftwerk Saporischschja, das inzwischen ganz abgeschaltet wurde, dauerten im Oktober an. Die auf dem Gelände noch anwesenden Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde berichteten am 4. Oktober über Einschläge auf einem Industriegebiet neben dem Kraftwerk (220903). Am folgenden Tag unterzeichnete der Kreml-Diktator Putin einen Erlass, mit dem das größte Kernkraftwerk der Ukraine und Europas zu russischem Eigentum erklärt und dem Staatskonzern Rosatom einverleibt wurde. Es wird aber weiter vom ukrainischen Personal betrieben. Der IAEA-Generaldirektor Rafael Grossi drängte erneut auf die Einrichtung einer Sicherheitszone um die sechs Reaktoren.

Haben die Russen den Staudamm Kachowka vermint?

Nach ukrainischen Angaben haben die Russen den Dnjepr-Staudamm Kachowka und das dortige Wasserkraftwerk vermint, um nach einem Rückzug auf die andere Seite des Flusses die Stadt Cherson überfluten zu können. Der ukrainische Präsident Zelensky warnte deshalb vor einer "historischen Katastrophe". Die russische Propaganda warnte ihrerseits vor einem angeblich geplanten Angriff der ukrainischen Armee auf den Staudamm, um die Deportation zehntausender von Menschen aus der Großstadt zu rechtfertigen.

Putin droht fast unverhüllt mit einer "schmutzigen radioaktiven Bombe", die er dann der Ukraine in die Schuhe schieben will

Nach demselben demagogischen Muster wie beim Kachowka-Staudamm verbreitete der Kreml eine Warnung vor einer "schmutzigen Bombe", mit der die Ukraine das eigene Land radioaktiv verseuchen wolle, um die "Zündung eines russischen Atomsprengkopfes geringer Leistung" vorzutäuschen. Putins Außenminister Sergej Lawrow behauptete, er verfüge über "konkrete Informationen zu den Instituten in der Ukraine, die über entsprechende Technologien verfügen". Sein Ministerium ließ über "Twitter" und "Telegram" sogar Bilder veröffentlichen, die diese Behauptung belegen sollten. Indessen konnte bei mehreren Fotos schnell festgestellt werden, dass sie anscheinend aus dem Internet stammten und aus dem ursprünglichen Zusammenhang gerissen wurden. So zeigte ein Foto angeblich den Steuerungsraum eines ukrainischen "Instituts für Physik und Technologie" in Charkiw. Tatsächlich entstand es aber in einem russischen Forschungsreaktor, der im Februar 2021 von Putin eröffnet wurde, und war sogar vom staatlichen Atomkonzern Rosatom veröffentlicht worden.

Nord-Stream-Pipelines wurden angeblich nicht vom Kreml, sondern von der britischen Marine gesprengt

Das erschreckendste an dieser primitiven Propaganda war und ist, dass Lawrow, Putin und Konsorten sich nicht mal die Mühe machen, sie besser zu tarnen. Sie wollen damit eben nicht nur auf Dummenfang gehen, sondern zugleich anspruchsvolleren Geistern die Botschaft übermitteln, dass sie die Zündung einer solchen "schmutzigen Bombe" durchaus in Erwägung ziehen, um sie dann der Ukraine anzulasten. Die "Warnung" ist demnach als kaum verhüllte Drohung zu verstehen. Dieselbe Mischung aus grobschlächtiger Propaganda und purem Zynismus offenbarten die Kreml-Machthaber, als das russische Verteidigungsministerium am 29. Oktober behauptete, die Sprengstoffanschläge auf die beiden Nord-Stream-Pipelines (220901) seien von der britischen Marine verübt worden.

UN-Vollversammlung verurteilt Putins Annektierung ukrainischer Gebiete

Inzwischen ist aber kaum noch ein Land auf der Welt bereit, den von Putin befohlenen Überfall auf die Ukraine und die dort begangenen Kriegsverbrechen zu unterstützen. Das zeigte sich am 12. Oktober, als 143 der 193 Mitglieder der UN-Vollversammlung für eine Resolution stimmten, mit der die russische Annexion von vier ukrainischen Gebieten verurteilt und für ungültig erklärt wird. 35 Staaten enthielten sich. Gegen die Resolution stimmten außer Russland nur Belarus, Syrien, Nordkorea und Nicaragua.

 

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