Der "Energiepark Witznitz" ist nicht nur der erste deutsche Solarpark, der direkt ins Höchstspannungsnetz einspeist, sondern verfügt auch über Wechselrichter, die jederzeit eine Blindleistung von 150 Mvar bereitstellen können.
Foto: 50Hertz
Juli 2024 |
240707 |
ENERGIE-CHRONIK |
In der Nähe von Leipzig wurde am 3.Juli der "Energiepark Witznitz" offiziell in Betrieb genommen, nachdem er seine volle Ausbau-Nennleistung von 650 Megawatt erreicht hat. Nach Angaben des Betreibers Moveon Energy GmbH handelt es sich um die "größte Photovoltaik-Freiflächenanlage Europas", die auf der rund 500 Hektar großen Fläche eines ehemaligen Braunkohletagebaues errichtet wurde. Die meisten Module mit einer Leistung von 605 MW gehören der Hansainvest, einer Tochter des Versicherungsunternehmens Signal Iduna, die ihrerseits mit der Shell Energy Europe einen über 15 Jahre laufenden PPA-Stromliefervertrag geschlossen hat.
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Der "Energiepark Witznitz" ist nicht nur der erste deutsche Solarpark, der direkt ins Höchstspannungsnetz einspeist, sondern verfügt auch über Wechselrichter, die jederzeit eine Blindleistung von 150 Mvar bereitstellen können. Foto: 50Hertz
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Der neue Solarpark weist zwei Besonderheiten auf, die auch den Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz veranlassten, auf seine Eröffnung hinzuweisen. Zum einen speist er als erste deutsche Solaranlage über ein eigenes Umspannwerk direkt in eine 380-kV-Leitung ein, die entlang der Anlage zum Umspannwerk Pulgar beim Kraftwerk Lippendorf führt. Zum anderen wurden die rund 3.500 Wechselrichter der Anlage so konstruiert, dass sie auch Blindleistung in der Größenordnung von 150 Mvar bereitstellen können, falls 50Hertz diese zur Spannungshaltung benötigt und auf Basis eines entprechenden Vertrags mit dem Betreiber Moveon Energy abruft. Die Lieferung von Blindleistung aus dem benachbarten Braunkohlekraftwerk Lippendorf (2 x 400 Mvar) kann dadurch teilweise ersetzt werden. Diese Abrufe sind auch dann möglich, wenn die Wechselrichter des Solarparks keinen Gleich- in Wechselstrom umwandeln und einspeisen. Ersatzweise wird dann die in den Wechselrichtern verbaute Leistungselektronik mit Strom aus dem Übertragungsnetz gespeist, um die Blindleistung zu erzeugen.
Laut 50Hertz ist der Energiepark Witznitz daher ein wichtiges Pilotvorhaben, von dem weitere Projekte profitieren können. Ab 2026 müssen die Übertragungsnetzbetreiber aufgrund einer EU-Richtlinie zum Elektrizitätsbinnenmarkt Blindleistung über ein Ausschreibungsverfahren am Markt beschaffen. Über ein entsprechendes Beschaffungskonzept gemäß § 12h Abs. 5 des Energiewirtschaftsgesetzes hat die 6. Beschlusskammer der Bundesnetzagentur Ende Juni entschieden (PDF ).
(zum Thema Blindleistung)