Dezember 1996 |
961204 |
ENERGIE-CHRONIK |
Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rudolf Scharping
hat vorgeschlagen, die Rücklagen der deutschen Stromversorger
aufzulösen, die nach dem Atomgesetz gebildet werden müssen,
um eventuelle Schadenersatzansprüche befriedigen zu können.
In einem Interview mit Bild am Sonntag (15.12.) bezifferte Scharping
diese Rücklagen auf über 60 Milliarden Mark. Es handele
sich um keine Enteignung der Stromversorger, wenn dieses Geld
stattdessen "in den Fortschritt investiert" werde, denn
die Rücklagen seien von den Kunden der Stromversorger aufgebracht
worden. Auf die Frage, wer künftig bei Schadenersatzansprüchen
haften solle, meinte Scharping: "Der Staat und die Stromkonzerne
können diese Verantwortung gemeinsam übernehmen. Dann
sind diese Rücklagen nicht mehr nötig."
Die Finanzminister von Bund und Ländern
suchen bereits seit längerem nach Möglichkeiten, um
die Besteuerungsvorschriften für die Rücklagen im Kernkraftwerksbereich
neu zu regeln (siehe 950702). Die
Bündnisgrünen kündigten Anfang des Jahres eine
Initiative an, um die Rücklagen der "Verwaltung der
öffentlichen Hand" zu unterstellen und die anfallenden
Zinsen für Klimaschutzprogramme zu verwenden (siehe
960206).