Februar 2001 |
010217 |
ENERGIE-CHRONIK |
Im US-Staat Kalifornien zeichnete sich Ende Februar eine Entspannung der Stromversorgung ab, die wochenlang äußerst gefährdet war und nur durch rotierende Stromabschaltungen vor dem Zusammenbruch bewahrt werden konnte (010125). Stromimporte sowie die Beendigung von Reparaturarbeiten an Kraftwerken sorgten für eine Erhöhung des Angebots an elektrischer Energie, so dass alle Stufen des Elektrizitäts-Alarms aufgehoben werden konnten.
Bis in den Februar hinein hatte tagelang Stufe drei des Elektrizitäts-Alarms geherrscht. Sie war vom staatlichen Netzbetreiber ISO erstmals am 7. Dezember ausgerufen worden, nachdem die Kraftwerksreserven unter 1,5 Prozent zu fallen drohten (001220). Die Kraftwerksbetreiber dürfen bei Stufe drei rotierende Lastabwürfe vornehmen, um den völligen Zusammenbruch der Stromversorgung zu verhindern. Bei Stufe 2 (weniger als 5 Prozent Reserve) sind dagegen nur freiwillige Lastreduzierungen für unterbrechbare Kunden möglich. Bei Stufe 1 (weniger als 7 Prozent Reserve) beschränkt sich der Elektrizitäts-Alarm auf Appelle zum Energiesparen.
Am 1.2. trat ein Gesetz zur Stabilisierung der Stromversorgung in Kraft. Der Staat Kalifornien wird demnach Anleihen im Wert von 10 Milliarden Dollar auflegen. Den Erlös will er für den Abschluß langfristiger Stromlieferverträge verwenden. Der Strom soll wiederum den Versorgern Pacific Gas & Electric und Southern California Edison weiterverkauft werden, die vor dem Bankrott stehen und deshalb nicht kreditwürdig genug sind, um am Strommarkt als Käufer aufzutreten.
Außerdem sind Energiesparmaßnahmen vorgesehen: Ab 15. März müssen Geschäfte ihre Außenbeleuchtung außerhalb der Öffnungszeiten drastisch reduzieren. Das Energiesparprogramm wird auf insgesamt 800 Millionen Dollar aufgestockt. Davon sind 75 Millionen Dollar als Zuschüsse für Verbraucher beim Kauf energiesparender Geräte vorgesehen. Geschäftskunden sollen mit 95 Millionen Dollar zu Energiesparmaßnahmen veranlaßt werden. Mit 20 Millionen Dollar ist die erste Stufe einer Medienkampagne zur Propagierung des Energiesparens veranschlagt.
Energiepolitische Beobachter bezweifeln allerdings, dass diese Maßnahmen die Ursache des Übels beseitigen, die in einer falsch angepackten Liberalisierung liegt. Generell hat die 1996 begonnene Deregulierung des amerikanischen Strommarktes den Verbrauchern statt sinkender Preise erhebliche Mehrbelastungen beschert. So war vorigen Sommer der Strom in New York um 43 Prozent teurer als vor einem Jahr. Im kalifornischen San Diego stiegen die Strompreise gegenüber 1999 sogar um das Zwei- bis Dreifache (000816). In Kalifornien kam hinzu, dass im größten Teil des Landes die Abnahmepreise für Strom gesetzlich fixiert worden waren, um die Stromversorger vor einem übermäßigen Verfall der Strompreise zu schützen. Da die Liberalisierung jedoch wider Erwarten einen starken Preisanstieg bewirkte, wurde den beiden großen Versorgern gerade diese Schutzmaßnahme zum Verhängnis. Nur in der Region San Diego im Süden Kaliforniens durften die Abnahmepreise den stark gestiegenen Marktpreisen angepaßt werden. Bezeichnenderweise gab es hier auch keine Probleme bei der Stromversorgung.