Mai 2001

010506

ENERGIE-CHRONIK


Behörden geben grünes Licht für Übernahme von Veag und Laubag durch HEW/Vattenfall

Nachdem die künftigen Beteiligungsverhältnisse bei der Bewag geklärt worden sind (010401), gaben die Behörden im Mai grünes Licht für die bereits im Dezember vorigen Jahres vereinbarte Übernahme des ostdeutschen Verbundunternehmens Veag und des Braunkohlelieferanten Laubag durch HEW/Vattenfall (001201). Am 3. Mai erteilte die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) ihre Zustimmung. Am 11. Mai gab auch das Bundeskartellamt bekannt, daß es in Abstimmung mit der EU-Kommission keine fusionsrechtlichen Bedenken mehr hege. Kartellamtspräsident Ulf Böge verband dies mit der Erwartung, daß aus HEW, Veag und Bewag ein weiteres starkes Verbundunternehmen entstehen werde, das zusammen mit EnBW und anderen leistungsfähigen Energieversorgern wirksamen Wettbewerbsdruck auf die Marktführer RWE und E.ON ausüben könne. Damit werde einer der zentralen Auflagen für die Genehmigung der Großfusionen RWE/VEW und Veba/Viag erfüllt.

Die Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW), die seit einem halben Jahr zum schwedischen Vattenfall-Konzern gehören (001002), werden nun ihren Bewag-Anteil durch Übernahme des 49-Prozent-Anteils von E.ON sowie durch Erwerb von 9,2 Prozent aus Streubesitz von bisher 5,3 Prozent auf 63,5 Prozent erhöhen. Anschließend werden sie soviel Bewag-Grundkapital an Mirant (bisher 26 Prozent) abgeben, bis bei ca. 43 Prozent ein Gleichstand der Beteiligungen erreicht ist (siehe 010401).

Beim ostdeutschen Verbundunternehmen Veag übernimmt HEW die Beteiligungspakete von E.ON (48,74 Prozent) und von RWE (26,25 Prozent). Die restlichen 25 Prozent an der Veag verbleiben bei der Energie-Beteiligungs-Holding GmbH (EBH), an der HEW, Bewag, EnBW und RWE Net (früher VEW) zu je einem Viertel beteiligt sind.

Beim Braunkohleförderer Laubag übernimmt HEW neben dem 45-Prozent-Anteil von E.ON auch den größten Teil der restlichen 55 Prozent. Diese werden von der BBS Braunkohlen-Beteiligungsgesellschaft gehalten, die ihrerseits zu 81,8 Prozent RWE/Rheinbraun gehört. Diese RWE-Anteile an der BBS sollen schon in Kürze übertragen werden. Weitere 18,2 Prozent der BBS gehören der bereits erwähnten EBH, über die RWE vorerst noch an Veag und Laubag beteiligt ist. Bis 2003 sollen aber auch die RWE-Anteile an der EBS auf die HEW übertragen werden.

Mirant sieht noch genügend Gestaltungsspielraum

Im Endergebnis wird HEW/Vattenfall rund 85 Prozent an der Veag und rund 90 Prozent an der Laubag besitzen. Bis August 2003 sollen dann Veag, Laubag und Bewag in einer Obergesellschaft unter Führung von Vattenfall und mit Mirant als weiterem Hauptgesellschafter zusammengeführt werden. HEW und Bewag fungieren dann nur noch als Vertriebsgesellschaften für Hamburg bzw. Berlin. "Durch unseren 43-Prozent-Anteil an der Bewag haben wir einen Platz am Tisch, der uns ausreichend Gestaltungsspielraum gibt", meinte Mirant-Europa-Vorstand Jason Harlan gegenüber der "Berliner Zeitung" (7.5.) zur künftigen Rolle von Mirant als "Juniorpartner" von Vattenfall.

Auf Wunsch der Bundesregierung soll auch der zweite ostdeutsche Braunkohleförderer Mibrag (931204) in die entstehende "neue Kraft" am deutschen Strommarkt einbezogen werden. Darüber muß noch verhandelt werden. Die HEW sind nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden Timm an der Übernahme der Mibrag interessiert. Die Eigentümer wollten jedoch nicht verkaufen, sondern nur mehr Kohle absetzen (FAZ, 5.5.).

Envia verbleibt bei RWE

Mit der Zustimmung der Kartellbehörden zur Neuordnung der Stromlandschaft steht fest, daß RWE den großen ostdeutschen Regionalversorger Envia behalten darf. Zunächst hatte das Bundeskartellamt von RWE außer dem Rückzug aus Veag/Laubag, der kapitalmäßigen Entflechtung mit Unternehmen des neuen E.ON-Konzerns und dem Verzicht auf das Zwei-Zonen-Modell bei der Durchleitung (000403) auch den Verkauf dieses Unternehmens verlangt (000603). Die Envia Energie Sachsen Brandenburg AG war erst 1999 aus den früheren ostdeutschen Regionaltöchtern der RWE Energie gebildet worden (990502). Für RWE Plus bzw. Envia tritt nunmehr aber ersatzweise die Verpflichtung in Kraft, bis Ende 2007 von der Veag Strom zu beziehen (001201).