September 2001 |
010901 |
ENERGIE-CHRONIK |
Die Fusion der Berliner Bewag mit dem ostdeutschen Verbundunternehmen Veag und dem Braunkohleförderer Laubag zur "vierten Kraft" am deutschen Strommarkt kommt vorerst nicht zustande. Am 26. September widerrief der US-Konzern Mirant die diesbezüglichen Absprachen mit dem schwedischen Konzern Vattenfall (010401). Noch am 14. August hatten Mirant und HEW/Vattenfall einen Konsortialvertrag zur gleichmäßigen Wahrung ihrer Beteiligungen an der Berliner Bewag unterzeichnet, der die Vorstufe zu der geplanten Groß-Fusion bilden sollte (010803). Anfang September gab es erste Berichte über Schwierigkeiten bei den Verhandlungen über diesen zweiten Konsortialvertrag. Am 14. September soll dann ein Spitzengespräch zwischen Vattenfall und Mirant mit einem "totalen Crash" geendet haben. Offenbar wollte der US-Konzern dem schwedischen Partner doch nicht die unternehmerische Führung bei der geplanten "vierten Kraft" überlassen, wie dies bisher geplant bzw. dargestellt worden war.
Am 25. September war bekannt geworden, daß Vattenfall-Chef Lars G. Josefsson den 52jährigen Klaus Rauscher zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Hamburgischen Electricitäts-Werke (HEW) machen möchte. Rauscher soll die Nachfolge des vorzeitig abgelösten Manfred Timm (010605) antreten und später die Leitung des neuen ostdeutschen Stromkonzerns übernehmen. Diese Personalie war nicht mit Mirant abgestimmt worden. Sie könnte mit dazu beigetragen haben, daß Mirant am folgenden Tag offiziell das Scheitern der Partnerschaftsgespräche mitteilte.
Wie die "Berliner Zeitung" (27.9.) berichtet, will Vattenfall sich nun auf die Zusammenführung von HEW, Veag und Laubag beschränken. Die Konzernzentrale werde aufgrund der neuen Situation wahrscheinlich in Hamburg statt in Berlin angesiedelt. Allerdings sei auch diese Fusion nicht problemlos zu vollziehen, weil Bewag, EnBW und RWE über Minderheitsbeteiligungen an Veag und Laubag verfügen (siehe 010506). Vattenfall verfüge seinerseits über erhebliches Druckpotential bei der Bewag, die zu jeweils rund 45 Prozent den HEW und Mirant gehört.